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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1970/0116
vollen, in alte kultische Regionen zurückreichenden Ritzzeichen auf der Stubenwand
des „Vogtsbauernhofes" und auf den Tennwänden des „Hippenseppenhofes"
sowie die Wagenräder, die auf der oberen Veranda des „Vogtsbauernhofes"
stehen.

Ebenso bescheiden ist der Hausrat. Er besteht aus un- und bemalten Truhen
(„Trögen") und Schränken und „gehimmelten Bettladen". Unter den Bildern
sind die Hinterglasmalereien bemerkenswert.

Ein Gang durch das Museum soll nunmehr die drei Haustypen erläutern und
zugleich einen oberflächlichen Einblick in die Geschichte der Schwarzwälder
Hausformen vermitteln. Er beginnt beim ältesten Haustyp, einem „Schwarzwälder
Heidenhaus", dem „Hippenseppenhof", auf den der Besucher zuerst
stößt. Das Äußere dieses Hofes wird den Blick des Besuchers bereits beim Betreten
des Museumsgeländes auf sich ziehen. Mit seiner wuchtigen, eigenbrötlerischen
Erscheinung hebt er sich eindrucksvoll ab von den übrigen Bauten des
Museums (Abb. 4).

Der Beschauer erblickt zunächst nur das gewaltige Dach mit dem ihm zugekehrten
Vollwalm und einen schmalen Streifen der Hauswände. Erst beim Nähertreten
vermag er auf der Südseite, hinten am Hang, den wärmesuchenden Wohnteil
am Fensterband zu erkennen. Der Wirtschaftsteil liegt stirnseitig unter dem
Vollwalm. Das Haus erscheint herb, geduckt und schwer, aber auch heimelig.

Dieser Haustyp ist im Unterschied zu den übrigen Schwarzwaldhäusern über
einem Schwellenkranz aufgerichtet. Aus den Schwellen bis zum Dachfirst wachsen
mächtige Säulen, „Hochsäulen" genannt, die Haus- und Dachgerüst zu einer
konstruktiven Einheit verbinden. Es ist dies die Bauweise, die im Mittelalter im
südwestdeutschen Sprachgebiet üblich gewesen ist. (Abb. 5).

Die Schwarzwälder des 18. Jahrhunderts, die das hohe Alter und die Andersartigkeit
dieses Typus sehr wohl erkannten, verlegten den baugeschichtlichen
Ursprung in die Zeit der „Heiden" und nennen daher diese Bauten „Heidenhäuser
".

Unser „Hippenseppenhof" ist einer der letzten Vertreter dieser mittelalterlichen
Bauweise. Er wurde 1599 erstellt, zu einem Zeitpunkt, als diese Konstruktion
im Schwarzwald bereits aufgegeben war. Vereinzelt zeigt aber auch er bereits
Ansätze zur neuen Bauweise.

Mittelalterlich sind die Stellung im Gelände mit dem Wohnteil im rückwärtigen
Gebäudeteil und den Stallungen vorn heraus, die Hochsäulenkonstruktion und
die Anplattungen, welche die Säulen und die Riegel auf der Ostseite miteinander
verbinden sowie deren Sicherungen. In die Fugen dieser Anplattungen sind die
Holznägel schräg eingeschlagen, eine Verbindung, die noch in vormittelalterliche
Zeiten zurückgeht.

Den Übergang von der mittelalterlichen zur neuzeitlichen Zimmerungsweise
zeigen die drei liegenden Stuhlsäulen über dem Wohnteil auf der Südseite. Offensichtlich
traute der Ersteller nicht ganz dieser Konstruktion, die in diesem Jahrhundert
aufgekommen war, denn die korrespondierenden Säulen auf der Nordseite
hat er in der ihm geläufigen Art senkrecht gestellt.

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