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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1970/0120
Auf der Eingangs- und Traufseite sind eine Vorrichtung zum Mahlen von Obst
und eine Mostpresse untergebracht, die beide aus dem 17. Jahrhundert stammen.
Auf der entgegengesetzten Seite stehen ein „Buchistein", ein 1,25/1,70/0,80 m
großer Trog aus Sandstein, in dem mit Buchenasche und mit heißem Wasser
„gebucht", gewaschen wurde, und eine Sauerkrautstande aus Sandstein.

Auf der Hofreite des „Vogtsbauernhofes" sind alle Nebengebäude wieder aufgestellt
, deren ein Schwarzwaldhof bis in unser Jahrhundert hinein als Selbstversorgungsbetrieb
bedurfte. Es sind dies: der Speicher, die Mühle, das Back-
und Brennhäusle, das „Stöckli" und die Sägemühle.

Der Speicher ist von Kinzigtäler Art und damit aufwendiger gebaut als die
Speicher des Hochschwarzwaldes. In der Vergangenheit war er die Schatzkammer
und zugleich der beste Zeuge für den Wohlstand des Hofes. Er wird von einem
laubenartigen Gang, dem „Trippel", umlaufen und ist immer gestelzt. In seinem
steinernen Untergeschoß lagerten die Mostfässer, das Brot, die Äpfel und die zu
überwinternden Gartenfrüchte. Das hölzerne Speichergehäuse diente den gleichen
Aufgaben wie der bereits geschilderte Hochschwarzwälder Speicher. Eine Besonderheit
unseres Stückes ist seine Zweiräumigkeit. Die zweite, kleinere Speicherhälfte
wurde als Vorratsraum des Leibgedingers, aber auch als Schlafkammer
der heiratsfähigen Töchter benutzt.

Des weiteren sind bemerkenswert die mächtige Türe mit ihrem Schloß, das
mit einem 25 cm großen Schlüssel zu öffnen ist, die Heilszeichen, das Füllhorn,
die Malkreuze sowie die Pflugschar als Attribut eines selbstbewußten Bauerntums
.

Der Speicher stand beim Lehmannshof in Oberharmersbach. Er ist dort
1606/26 erstellt worden.

Die Mühle wurde 1609 erbaut. Sie gehörte zum 9 km entfernten Adamshof im
Vorderlehengericht. Sie ist gekoppelt mit einer Stampfe.

Das Triebwerk dieser Mühle besteht aus Wasserrad, Wellbaum, Kammrad,
„Spindelwagen" oder „Kolben" (Stock- oder Korbgetriebe, Ritzel), Lang- oder
Mühleisen, Boden- und Läuferstein und dem Einschütt-Trichter, dem „Trimel"
oder „Tromella". Es ist mittelalterlich, wie der Hortus deliciarum2) beweist, in
dem diese Teile abgebildet sind. Der Beutelkasten, in dem das Mehl von der Kleie
getrennt wird, kam erst im 16. Jahrhundert dazu. Ihn ziert ein „Kleiekotzer",
eine geschnitzte Fratze, die die Kleie in das Kleietrögle speit3) (Abb. 12).

An die „Kleiekotzer" knüpfen sich zwei Überlieferungen. Nach der einen soll
er unguten Mächten den Eintritt in den Beutelschlauch verwehren. Die gleichen
Masken besitzen vielfach die Kinzigtäler Schwarzwaldhäuser des 17. Jahrhunderts.
Von diesen Köpfen ist bezeugt, daß sie das „Schrättele", ein böses Etwas, abwehren
sollten. Merkwürdigerweise tragen diese Hausköpfe und „Kleiekotzer"
eher hausbackene, freundliche, denn dämonische, abschreckende Züge.

2) Der Hortus deliciarum ist ein Erbauungsbuch, das die Äbtissin des Klosters St. Odilien im Elsaß,
Herad von Landsberg, um 1190 verfaßt hat.

3) Die Mühle wurde dem Museum vom Straßenbauamt Offenburg geschenkt. Leider hat der Vorbesitzer
den „Kleiekotzer" vor dem Abgang der Mühle veräußert, so daß wir uns mit einer Nachbildung begnügen
müssen.

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