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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1970/0373
verhältnismäßig großem Kopf und Glotzaugen, liegend, den Kopf in Richtung torauswärts,
die Beine der Stadt zu in die Höhe gestreckt, so daß das Hinterteil direkt sich der Stadt
entgegenlegt. Dieses Männle ist das eigentliche Wahrzeichen Wolfachs. Von ihm berichtet
die Sage, daß beim Bau des Tores ein Bettler in die Stadt gekommen sei, nur mit einem
Hemdle bekleidet, und um Almosen gebeten habe. Die Wolfacher hätten ihm aber nichts
gegeben (oder zu wenig für ein nimmersattes Bettlermaul!). Darauf sei das Männle voll
Wut unters Tor gelegen, habe sein Hemdle hochgezogen und der Stadt das Hinterteil gezeigt
in er„götzlicher" Weise! Zum mahnenden und abschreckenden Beispiel habe man
dann dies steinerne Abbild des abgewiesenen Bettlers am Tor angebracht.

2. Zwar keine Sage, aber doch recht sagenhaft anmutend ist der Bericht über eine
Wunderhenne von Wolfach, den die Basler Annalen vom Jahr 1272 enthalten. (Ich verdanke
diesen Hinweis und die entsprechenden Unterlagen Hans Harter/Schiltach.) Es
heißt in den Basler Annalen (Monumenta Germaniae Historica Scriptores 17, S. 195) ins
Deutsche übersetzt etwa:

„Im Castrum Wolfach legte eine Henne beinahe täglich zwei Eier mit je zwei Dottern."

Wenn es auch nicht zu klären ist, ob mit dem Castrum nun die alte Burg oder, was
wahrscheinlicher ist, das Schloß oder die befestigte Stadt gemeint ist, so soll doch dieser
älteste Hinweis auf das Schloß, der ohne weltgeschichtliche Bedeutung die für die damalige
Zeit hochbedeutsame Sensation dieser Henne brachte, hier bei den Geschichten ums Schloß
auch den Wolfachern bekannt werden und damit unvergessen bleiben.

3. Eine nette Sache, die sich im Januar 1787 im Gefängnis des Wolfacher Schlosses
zugetragen hat, berichtet das „Donaueschinger Wochenblatt vom Mittwoch, den 17ten Jänner
1787":

Wolfach, den lOten Jänner. Der von Aigeldingen bey Stockach gebürtig seyn wollende
Gabriel Göhr, vulgo Konstanzer Gabriel, welcher sich bisweilen für einen Mühlarzt, bisweilen
aber für einen Beckenknecht ausgegeben hat, ist von dem löblichen Reichstahl
Harmerspach auf die dahin erlassene Requisition und beygelegtem Signalement wegen
Diebstahlsverdacht handfest gemacht und unterm 8ten Octobris vorigen Jahrs anhero
ausgeliefert worden. Wehrend der Untersuchung versuchte er 3mal gewaltsam auszubrechen:
das letztemal aber gelang es ihme, sich seiner Schließen (Fesseln) durch Zerschlagung des
starken Madenschlosses zu erledigen und mit Hilfe desselben eine Oeffnung in die Türe
des Blockhauses zu graben, vermittelst solcher er wahrscheinlich seine sich losgemachte
Kette durch das von außen an der Blockhausthür gehangene daurhafte Madenschloß gezogen
, folglich die Thür zu eröffnen, sich in das Zimmer heraus zu begeben und das Thürschloß
wieder anzuhängen im Stand gewesen seyn mag. Wie ihme nun Morgens darauf,
nämlich den 4ten currentis, der Amtsdiener und Beschließer, in Begleitung seiner halbgewachsenen
Tochter, die Suppe bringen und den ebenfalls verschlossenen Schieber am
Blockhaus öffnen wollte, sprang der hinter gedachtem Blockhaus gestandene Göhr zur
Gefängniszimmerthür hinaus, schloß solche vermittelst Schiebung eines Riegels zu und den
Amtsdiener mit seinem Töchterl hinein, ging ganz langsam zur Stadt hinaus und sprang
den nahen, mit dünner Waldung überwachsenen Berg so behende hinauf, daß man aller
eilfertigen Nachsetzung und hierauf veranstalteten allgemeinen Streife ungeachtet, denselben
nicht mehr einfangen konnte.

4. Wie eine Holztafel neben dem Hochaltar der Schloßkapelle und die sog. „Metzger-
Augustsche Chronik" (Verfasser Metzgermeister August Armbruster um 1895) berichten,
stand beim großen Eisgang 1830 das Wasser der Kinzig hier 4 Fuß hoch und bildete
in der Kapelle einen kleinen See. Obwohl sonst „die Stadt"-Seite nie unter Hochwasser
zu leiden hatte, war es so bei diesem großen Eisgang, denn das aufgestaute Eis von Kinzig
und Wolf verursachte, daß die Wasser der Kinzig durch die Hauptstraße und die Seitengassen
der Stadtseite flössen, sich unter der Enge des Stadttores stauten, so daß in einem
Stall des Schlosses fünf der dorthin geflüchteten Kühe ertranken. Die Inschrift der Tafel
lautet: „Die durch den Eißbruch so den 8. in den 9. Februar 1830 verursachte Wasserhöhe."

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