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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1970/0471
Die Burg Schnellingen

von Franz Schmider

Von der einstigen Burg Schnellingen ist kein Stein mehr vorhanden, wir
wissen nur, wo sie gestanden hat. Auf der topographischen Karte 1 : 25000 ist
der Platz, wo sie gestanden hat, durch das Wort Schloßberg gekennzeichnet.
Genau gesagt, handelt es sich um das Hofgut des Heinrich PfafF mit heutigem
Wohnhaus, Hausgarten und Nebengebäude. Die Geländegestalt läßt leicht erkennen
, daß die Burg oder das Schloß, wie die Burg später auch genannt wurde,
nur an der Stelle des heutigen Hausgartens gestanden sein kann, was von dem
Besitzer PfafF auch bestätigt wird. Es sollen auch noch etwa 1 m hohe Mauern aus
Bruchsteinen mit sehr hartem Kalkmörtel vorhanden gewesen sein, die erst vom
Vater des jetzigen Besitzers abgebrochen worden sind. Das abseits vom Wohnhaus
auf der Bergseite stehende Nebengebäude ist kein Speichergebäude, wie wir es
sonst bei allen größeren Hofgütern des Schwarzwaldes antreffen, das mit den
wertvollsten Vorräten bei einem Brand des Wohnhauses verschont bleiben soll.
Es enthält in diesem Fall die Brennstellen, die dem Hauptgebäude hätten gefährlich
werden können: die Waschküche, den Backofen und den Brennkessel für die
Schnapsbrennerei. An der Giebelseite nach dem Tal zu führt eine Holztreppe
hinauf zu einem kleinen Trippel, von dem aus der Speicherraum des Gebäudes
zugänglich ist. Herr Pfaff berichtet nach Überlieferung von seinen Vorfahren,
daß Heinrich Hansjakob oft auf diesem kleinen Vorplatz gesessen habe, um in
die heimatliche Landschaft hinauszuschauen und die einstige Burg und ihre
Bewohner in sein Gedächtnis zurückzurufen. Er hat dabei wohl auch die Anregung
erhalten, in seiner dichterischen Erzählung „Der Leutnant von Hasle" den
verwundeten Leutnant durch die beiden adeligen Fräulein Anna von Blumeck
und Ida von Rosenberg auf der Heidburg gesund pflegen zu lassen, obwohl
damals im 30jährigen Krieg beide Burgen bereits unbewohnbar geworden oder
zerstört waren. Otto Göller hat darüber in seiner Beschreibung der Burg Schnellingen
in der Ortenau 1934, Seite 391, eine entsprechende Bemerkung eingeflochten
. Hansjakob selbst war sich dieser Tatsache bewußt, er schreibt im Vorwort
zu seiner Erzählung ausdrücklich, sie ist mehr Dichtung als Wahrheit, und
sie sollte auch kein geschichtlicher Roman sein. Man kann deshalb Hansjakobs
Erzählung wegen ihrer Ungeschichtlichkeit nicht tadeln, sie hat ihren poetischen
Wert auch ohne geschichtliche Tatsachen.

Auf der Bergseite hinter dem Nebengebäude ergießt unmittelbar aus dem Berg
heraus eine starke Quelle ihr frisches Wasser in einen Brunnentrog. Dieser Brunnen
hat schon von Anfang an den Burgbewohnern das erforderliche Trink- und
Brauchwasser geliefert, wie wir später sehen werden. Das Vorhandensein dieser
Quelle machte es nicht nötig, beim Bau der Burg mit großem Arbeitsaufwand
einen tiefen Brunnenschacht in den felsigen Untergrund hinunterzutreiben, wie
es sonst bei Berg- und Felsenburgen meistens der Fall war.

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