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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
51. Jahresband.1971
Seite: 10
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zahlreiche Vorträge und Veröffentlichungen in Fachzeitschriften zu nennen, in
welchen sich der Jubilar teils mit lokalhistorischen Themen, teils mit wissenschaftlichen
Forschungen von allgemeiner Bedeutung befaßte.

Gottlob Schlörers Vater war evangelischer Reiseprediger. Häufig begleitete ihn der
von Jugend an naturverbundene zweite Sohn, auf seinen ausgedehnten Fußmärschen
in die Umgebung seines Geburtsortes Mosbach. Ihn interessierten dabei mehr
Pflanzen, Tiere und Steine als theologische Fragen. Die anmutige Hügellandschaft
des Odenwaldes und Baulandes, später von Bretten aus, wo er die Realschule besuchte
, auch das Kraichgauer Hügelland, prägten sich seinem Gedächtnis unverlierbar
ein, aber auch die Menschen, ihre Sitten und Bräuche, ihre Wohnungen,
Berufe und Arbeitsgeräte, ihre Mundart, Reste ehemaliger Arbeits- und Festtagstrachten
weckten sein stets waches Interesse. Im Lehrerseminar Karlsruhe wandte
er sich schon damals mit echtem Forscherdrang naturwissenschaftlichen Fächern zu.
In seinem Privatquartier richtete er ein kleines Laboratorium ein, baute ein großes
Herbarium und sammelte - oft zum Schrecken und Ekel verständnisloser Leute - eine
Unmenge Getier aus Feld und Flur, die er aufs genaueste untersuchte, deren Lebensgewohnheiten
er studierte und beschrieb.

Die erste Lehrerstelle war Tiengen im Wutachtal, aber schon 1911 tauchte Schlörer
erstmals als „Unterlehrer" in Diersheim auf, wo er wegen seiner Sandalen und
seines in Lehrerkreisen auf dem Lande damals noch ungewohnten „Schillerkragens"
auffiel. Er fand in Else Meier, der Enkelin des letzten hauptamtlichen Faschinenlegers
aus der Zeit der Tullaschen Rheinregulierung, eine treue Lebensgefährtin,
die er zu Beginn des ersten Weltkrieges heiratete, als er in Speyer, zum Pionier
ausgebildet, den feldgrauen Rock trug. Die alte romantische Dorfschule in Landeck
bei Emmendingen war nächstes Tätigkeitsfeld. Hier widmete er sich vorübergehend
dem Waidwerk, präparierte erlegte Tiere und konservierte Jagdtrophäen, was er
auch nach dem zweiten Weltkrieg gelegentlich wieder tat. 1926 tritt Schlörer in
Diersheims Nachbargemeinde Linx eine Lehrerstelle an. Nun wendet er sein
Augenmerk dem Obstbau und der Schädlingsbekämpfung zu. Hier erwirbt er sich
den Spitznamen „Schädlingsschreck des Hanauerlandes". 1930 schließt sich der
Kreis seines beruflichen Wirkens, der nur zwischenzeitlich durch Krieg und Nach-
kriegswirren unterbrochen wurde. Schlörer wird Schulleiter im Heimatort seiner
Ehefrau. Hier verkörpert er einen Lehrertyp besonderer Prägung. Er will die
Volkstracht auf die ursprüngliche, kleidsamere Form des frühen 19. Jahrhunderts
zurückführen, als die Kappenschlüpfe der Frauen noch nicht die übertriebenen
Dimensionen der Spätzeit aufwiesen. Trachtenausstellungen, wobei die Schuljugend
aktiv mitarbeitet, sollen für die Aktion werben. Familien- und Heimatforschung
werden zum Hauptfach der Oberklassen. Noch heute werden die Ahnentafeln und
vieles, was politische Ressentiments später als Auswüchse des Rassismus verdammten
, von seinen ehemaligen Schülern sorgfältig aufbewahrt und in Ehren gehalten.
Ihm ging es weniger um politische Ziele. Er wollte die Jugend zur Ehrfurcht vor
der Vergangenheit, zu Tradition, Sitte und Brauchtum erziehen, er wollte Beobachtungsgabe
, Forschertrieb, Heimatliebe bei seinen Schülern wecken, nicht blinden
Fanatismus. Seine Ziele wurden in den ersten Nachkriegsjahren schnöde verkannt.

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