http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1971/0058
Um die Ausstattung der Kirche zu vollenden, gewährte der päpstliche Legat Kardinal
Raimund von Gurk 1502 den Wohltätern der Lindenkirche für einige Festtage
einen Ablaß von 100 Tagen. Nach dem Dreißigjährigen Krieg konsekrierte
1658 Weihbischof Gabriel Haug von Straßburg die drei entweihten Altäre der
Lindenkirche33.
Durch die Unachtsamkeit des Wirts und Bäckers der Pilgergaststätte in der
Kaplanei, der abends eine Lampe anzuzünden hatte, ist das Gestühl im Chor der
Kirche 1728 ausgebrannt. Das trockene Holz war durch das offene Feuer, das er
mitgebracht und stehengelassen hatte, in Brand geraten. Durch die entstandene
Hitze wurden die Gemälde geschwärzt, und der Gips löste sich von der Decke.
Um 1716 erwähnt der Chronist, daß seit hundert Jahren, also seit dem Dreißigjährigen
Kriege, für den Bau und zur Ausstattung der Kirche nichts mehr geschehen
sei. Die alten und bemalten Holzaltäre seien wurmstichig und morsch geworden
. Das Dach drohe einzustürzen. Dank der Rührigkeit der Jesuiten habe man
in diesem Jahre die Decke entfernt und ein neues, reich mit Stuck verziertes
Gewölbe eingezogen. Bis 1720 wurde die Ausmalung der Kirche und die Erneuerung
der Fenster durchgeführt. 1723 wurden drei neue Altäre aus Stuckmarmor
vergoldet.
Reformation und Gegenreformation
Die Wallfahrt konnte sich wegen der religiösen und politischen Unruhen nicht
ungestört entwickeln. Noch keine fünfzig Jahre stand die neue Kapelle, da wirkte
sich die Reformation auch im badischen Lande aus und lähmte das katholische
Leben34.
Mit Markgraf Ernst von Baden-Durlach trat zunächst auch der baden-badische
Markgraf Philipp I. (1515—1533) zur neuen Lehre über, der er von 1525 bis
1531 anhing. Als Landesherr setzte er sich natürlich auch in seinem Gebiet für die
Reformation ein. Nach seinem Rücktritt zur katholischen Kirche wurde 1531 bis
1535 die erste Gegenreformation durchgeführt. Unter Bernhard III. (1515—1536)
wurde das Land 1535 bis 1536 wieder protestantisch. Je nachdem, ob Baden-
Durlach oder Baden-Baden die Hoheitsrechte über Ottersweier hatte, ob der neue
Landesvater katholisch oder evangelisch erzogen und beeinflußt war, wechselte
das Gebiet, sehr zum Nachteil des religiösen Lebens, seinen Glauben. So führte
Ernst Friedrich von Baden-Durlach (1594—1604) mit Zustimmung des Kaisers
1594 in den baden-badischen Landesteilen das Augsburger Bekenntnis ein, obwohl
er sich verpflichtet hatte, den katholischen Glauben nicht anzutasten. Freilich hatte
er keine Gewalt angewandt. Seine Verordnungen waren aber derart, daß die
Untertanen von selbst der römisch-katholischen Religion den Rücken kehren sollten
. In sechzehn Jahren hatte die Markgrafschaft siebenmal die Konfession gewechselt
, und in den folgenden Jahren wurde es nicht besser. Selbst die Geistlichen
33 MCh, S. 173.
34 Siehe Bartmann Horst, in FDA 81 (1961).
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