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von Baden, dem Pfarrpatron Johannes dem Täufer und dem Wappen des Markgrafen
August Georg von Baden und der Maria Viktoria, die 1757 den Hochaltar
für die Lindenkirche gestiftet hatten. Nach einem von einer Kongregationistin aus
Ottersweier stammenden Entwurf fertigten die Schwestern von Gengenbach 1916
eine Fahne an, die auf der Vorderseite das Gnadenbild und auf der Rückseite die
Lindenkirche zeigt. 1874 kam aus München ein Kreuzweg, wurde ein lebensgroßes
Wandkreuz aufgestellt, schöne Gewänder angeschafft, ein steinernes Kreuz rechts
am Eingang von Bildhauer Adam Bühl mit der Inschrift:
Imaginem Christi, dum cernis, Semper honora;
Ast non effigiem, sed quem designat, adora!
Die Kapelle bei der Lindenkirche
Der Kirchplatz war, wie bei allen Kirchen in früheren Zeiten, nicht besonders gepflegt
. Die Felder reichten bis zum Kaplaneihaus und zum Friedhof. Zur Verpflegung
der Pilger wurde die Lindenwirtschaft gebaut. An der Nordseite der Kirche
befand sich der alte Brunnen, mit dessen Wasser die Pilger ihre Augen benetzten,
eine Übung, wie man sie bei Wallfahrtskirchen häufig findet. Abgelegen von der
heutigen Bundesstraße, die Bühl mit Ottersweier verbindet, führte nur ein schmaler
unbefestigter Weg zur Wallfahrtskirche.
Eine Bereicherung erfuhr der Kirchplatz durch die Aufstellung einer Muttergottesstatue
und den Bau einer kleinen geöffneten Kapelle.
Wie kam es dazu?
Nach der Schlacht bei Nördlingen 1637 kam unter anderen auch die 1556 reformierte
Gemeinde Eggenstein57 bei Karlsruhe vorübergehend zu der katholisch
gebliebenen Markgrafschaft Baden.
Markgraf Wilhelm Ludwig beauftragte die Jesuiten mit der Rückführung zum
katholischen Glauben. Als die Jesuiten in Eggenstein wirkten, fand der Rektor,
Pater Philipp Thenle, 1642 auf dem Kirchenspeicher eine große, in Vergessenheit
geratene Muttergottesstatue, die er 1646 mit Erlaubnis des Markgrafen nach
Ottersweier bringen und auf dem Strunk einer alten Linde, wo nach der Uberlieferung
zuerst das Gnadenbild gestanden haben soll, anbringen ließ. Als die Statue
am Fest Maria Heimsuchung von Bühl nach Ottersweier geleitet wurde, kam mit
Tausenden von Pilgern auch der Markgraf zur Verehrung. Ein Bürger von Kappelrodeck
, dessen Frau nach einem der Muttergottes von Maria Linden gemachten
Gelübde von einer zehnmonatigen Krankheit geheilt worden war, erbaute 1752
mit Unterstützung anderer Wohltäter das heute noch stehende Kapellchen aus
rotem Sandstein, das später mit einem Vorbau versehen und mit einem Blechdach
verziert wurde.
Baader berichtet in den Badischen Volkssagen58 von diesem Marienbild folgendes:
5' Rommel, S. 41.
58 Baader, S. 124—125.
5 Ortenau 1971
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