Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
51. Jahresband.1971
Seite: 88
(PDF, 52 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1971/0090
Eines der eigenartigsten und bedeutendsten Werke der romanischen Skulptur auf
deutschem Boden findet sich nur wenige Kilometer von der Ostgrenze der alten
Mortenouua (Ortenau) entfernt; es ist der Taufstein zu Freudenstadt (Abb. 1).
Über seine Herkunft ist nichts bekannt, aber wahrscheinlich wurde er um 1100
oder in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts für eine Klosterkirche des mittleren
Schwarzwaldes geschaffen; in diesem Zusammenhang wurde besonders an Alpirs-
bach oder Hirsau gedacht. Die Ähnlichkeit mit den Skulpturen der Hirsauer Peterskirche
beruht auf gleichem Material (roter Sandstein) und auf der gleichen
Technik, bei der die Darstellungen ohne jede Modellierung scharfkantig aus dem
Grund hervortreten. Die Deutung der Bildgestalt und das „Hineinsehen" in den
Bildgehalt mögen als allgemeiner Einstieg in das Denken und Gestalten der romanischen
Zeit dienen. Die Benediktiner von Gengenbach und Schwarzach brauchten
keine Interpretation solcher Plastiken; aber auch die Herren von Windeck und
die Besucher der Pfarrkirche zu Burgheim (bei Lahr) verstanden die Bildersprache
ihrer Zeit.

Die im frühen Mittelalter zur Vornahme der Taufe errichteten Taufkirchen (Bap-
tisterien) mit einem großen Becken in der Mitte waren infolge zunehmender Reduktion
des Taufritus seit dem 11. Jahrhundert nicht mehr erforderlich. Es genügte
nun ein becherförmiger Taufstein, in dessen Wasser die Kinder untergetaucht
wurden (taufen und tauchen lassen sich auf die gleiche sprachliche Wurzel zurückführen
!). Der Halbmesser und die Tiefe des Freudenstadter Taufsteins betragen
je einen halben Meter, die Gesamthöhe ist etwa ein Meter. Die halbkugelförmige
Cuppa, das eigentliche Taufbecken, ruht auf einem zylinderförmigen Sockel.
Oben und unten wird das Becken von je einem tauartigen Wulst abgegrenzt, wodurch
drei Bereiche klar voneinander geschieden sind. Der Sockel des Taufbeckens
ist — wie im folgenden noch aufgezeigt wird - der Unterwelt zugehörig. Überhaupt
entspricht es altem Analogiedenken, wenn die unteren Teile von sakralen Gegenständen
und Bauten der unteren Seinshälfte, dem Abgründigen, zugeordnet werden
; hier sei an die beiden reichverzierten Säulen in Alpirsbach erinnert, bei deren
Basen an den Ecksporen fratzenhafte, dämonenverkörpernde Köpfe hervorschauen

88


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1971/0090