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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
51. Jahresband.1971
Seite: 89
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- sie sind von der siegreichen Kirche unterworfen und müssen ihr nunmehr als
Säulenträger dienen. Die Außenwand der Cuppa zeigt die irdisch-diesseitige Welt
ganz entsprechend wie auch beim mittelalterlichen Kirchengebäude das Äußere auf
die weltliche Sündhaftigkeit hinweist, während der Innenraum den himmlichen
Frieden, das Reich Gottes' widerspiegelt. Der obere Tauwulst trennt das irdische
Diesseits vom göttlichen Jenseits, dessen Gnadenleben durch das Taufwasser im
Becken angezeigt wird. Eine ähnliche Dreigliederung läßt sich bei dem romanischen
Taufstein zu Freckenhorst in Westfalen (datiert 1129) nachweisen, nur daß dort
an Stelle des unteren Wulstes sich ein Streifen mit umlaufender Schrift befindet,
während der obere Abschluß durch ein sorgfältig geschnittenes, klassisch anmutendes
Blattwerkornament gebildet wird2. Zwei Taustricke als obere und untere Begrenzung
der Außenwand finden sich beim Taufstein von Curl in Westfalen (Anfang
des 12. Jahrhunderts). Die früher im Tempelbezirk zur Abgrenzung des
Sakralen vom Profanen verwendeten Seile dienen nunmehr zur symbolischen
Trennung der kosmischen Ebenen. Tauwulste als Begrenzung finden sich sonst
verschiedentlich am Übergang zwischen Säulenschaft und Kapitell, so - um nur
zwei Beispiele des oberheinischen Raumes zu nennen - im Freiburger Münster
am romanischen Portal der Nikolauskapelle und in der Kreuzkapelle des Klosters
Odilienberg aus der Zeit der Äbtissin Relindis (um 1160).

Den oberen waagrechten Rand des Beckens, den eigentlichen Trennraum zwischen
Innen und Außen, umläuft ein wellenartiges Flechtband als Symbol des reinigenden
Taufwassers (Abb. 2). Wellen- und Zick-Zack-Linie lassen sich bis in die prähistorische
Zeit als Zeichen für „Wasser" zurückverfolgen. Besonders oft findet
sich das Symbol in der Keramik der europäischen Frühzeit; wahrscheinlich hatten
diese Gefäße eine sakrale Bedeutung: aus ihnen wurde bei kultischen Handlungen
Wasser der Gottheit geopfert3. Das Wellenband als Hinweis auf das dem Göttlichen
zugehörige Wasser des Lebens findet sich wiederholt in der romanischen

2 Harald Busch: Germania romanica. Die hohe Kunst der romanischen Epoche im mittleren Europa.
Wien 1967, Taf. 31.

3 Herbert Kühn: Das Symbol in der Vorzeit Europas (= Symbolon. Jahrbuch für Symbolforschung 2/1961,
S. 181).

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