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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
51. Jahresband.1971
Seite: 99
(PDF, 52 MB)
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haften Betrachter unserer Zeit so hilflos, daß er aus jedem Einzelstück der romanischen
Bauplastik einen Sinn herauszulesen versucht. Doch oft besitzen die Tiere
und Pflanzen gar keinen Eigenwert; „sie werden erst sinnvoll, weil sie Zeichen
und bedeutsamer Ausdruck der höchsten Wahrheiten sind"21. Jede Bilderszene
der Romanik, so „heidnisch" sie auch anmuten mag, so fassungslos wir auch vor
ihren manchmal undurchschaubaren Kompositionen stehen, ist im letzten immer
hingeordnet auf die christliche Heilslehre.

Aus den Ausführungen geht hervor, daß der Freudenstadter Taufstein in Bildgehalt
und Bildgestalt auf seinen liturgischen Zweck abgestimmt war. In ihrer
Gesamtheit sind die Bilder Symbol der Befreiung des Getauften aus der Macht der
Dämonen und damit des Todes. Dem mittelalterlichen Menschen galt die Taufe
als Abstieg in die Unterwelt (descensus ad inferos), als Kampf mit den Mächten
des Abgrundes und als Wiedergeburt zur Gotteskindschaft. Der Todesabgrund ist
zugleich der Lebensurgrund; Tod und Leben sind ja letztlich in einer Hand. Wenn
in der romanischen Plastik altorientalische, antike und germanische Bildvorstellungen
wieder zum Leben erwachen, dann ist dies nicht als Rückfall in die „heidnische
" Vergangenheit zu werten, sondern muß vielmehr als eine Evangelisation
des uralten Bilderschatzes der Menschheit verstanden werden.

21 Marcel Aubert im Vorwort zu Marguerite Rumpier: Romanische Skulpturen im Elsaß. Strasbourg 1960.

I

Gedanken zum Luitgard-Grab

Renovationsarbeiten in der Witticher Klosterkirche brachten
neue Erkenntnisse

Von Wolfgang Schrempp

Seit dem Herbst 1967 erstrahlt die Witticher Klosterkirche in neuem Glanz. Nach
drei mühevollen Jahren hat der Hüfinger Restaurator Klaus Sigwart den Innenraum
der Luitgard-Kirche vollkommen renoviert. Bei seinen intensiven Bemühungen
rückten ihm die Kunstwerke als Zeugen vergangener Zeiten mit ursprünglicher
Aussagekraft nahe. Erst im manuellen Umgang gaben sie Geheimnisse preis, die sie
unter der Patina der Jahrhunderte bisher verborgen hielten. Man erkannte historische
Zusammenhänge, die dem Auge des gelegentlichen Beobachters nie aufgefallen
wären.

Besonders die Arbeiten am Luitgard-Grab eröffneten ganz neue Perspektiven. Sie
erweiterten den Blick in die bauhistorische Vergangenheit und ermöglichten eine
genauere Datierung der Entstehung dieser Grabanlage. Der besonderen Sorgfalt
des Hüfinger Meisters sind diese Erkenntnisse zu verdanken. Er hat die historische

7*

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