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bestimmen. Vermutlich war es schon im dritten Viertel des 14. Jahrhunderts. Gar
bald nannte man im Volksmund sein Lehen den „Hüllwershof". Berthold scheint
ein umsichtiger und schaffensfreudiger Mann gewesen zu sein, der seine Ländereien
erfolgreich verwaltete und sie bis zu seinem Alter behielt. Im Frühjahr 1404
verkaufte er sie dann, mit Zustimmung der vier Herren von Hornberg, mit allem
Zubehör um 7C Gulden zur Nutznießung an seinen Neffen Aulber von Gypchen.
Die Hornberger Zustimmung erfolgte deswegen von vier Herren, weil es dort
damals zwei Burgen gab. Auf der einen saßen die Ritter Brun und dessen Bruder
Hans von Hornberg, auf der andern deren Vettern, die Gebrüder Friedrich und
Mathis von Hornberg. Das Gut bei Wolfach aber gehörte der Sippschaft gemeinsam
. Als Grenzen wurden bei der Übernahme angegeben: „Das Gut stoßet an ain
Sit an den Härlispach (Herlinsbach) und an der andern Sit an den Hof von
Gypchen." Zu dem Kauf Aulbers gaben dann später auch der Ritter Reinhart
von Ehingen und dessen Ehefrau Anna Hüllwerin, eine Tochter Berthold Hüll-
wers, ihre Zustimmung. Im Laufe der Zeit scheint das untere Lehen ebenfalls in
die Hände Aulbers übergegangen zu sein, der später seinen Sohn Aulber jun. am
Gesamtlehen beteiligte. Immer noch waren die Herren von Hornberg die eigentlichen
Besitzer. Erst in den Jahren zwischen dem Verkauf ihrer beiden Stammburgen
an die Grafen von Württemberg — also zwischen 1423 und 1443 — vergaben
sie auch das Grundrecht des Hofgeländes „ihrem ehrbaren und weisen
Aulber von Gypchen".
Der Kugelershof
Der Familienname „Kugler" (in Straßburg oft Kügler und in Wolfach meist
Kugeler geschrieben) entstammt wie viele Familiennamen einer handwerklichen
Tätigkeit, in diesem Falle vom Kugelmacher. Aus welcher Gegend die Kugelers
im 15. Jahrhundert nach Wolfach kamen, ist ungewiß. Vielleicht von Straßburg,
wo schon 1333 bis 1350 ein Henslin Kugler als Mitglied des großen Rates genannt
wird und wo im 14. Jahrhundert ein Kugler-Haus mehrmals Erwähnung findet;
vielleicht aber auch von Augsburg, wo der Name in jener Zeit öfters genannt
wird. Urkundliche Erwähnung findet das Geschlecht auch in Meßkirch, wo zwischen
1278 und 1340 Ordensgeistliche mit dem Namen Kugler als Zeugen bei
verschiedenen Anlässen auftreten. In Wolfach waren sie auf jeden Fall von 1442
ab bis über das Jahr 1600 hinaus als Bürger oder als weibliche Angehörige begüterter
Bürgersfamilien ansässig.
Erstmals erscheint hier ihr Name am 10. August 1442 anläßlich eines Kaufvertrages
zwischen Aulber senior und junior von Gypchen einerseits und den Gebrüdern
Heinrich und Trutmann Kugeler und deren Vetter Konrad Kugeler andererseits
, in welchem die Gypchen den Hüllwershof in seiner Gesamtheit den Kugelern
um 620 rheinische Gulden überlassen. Von dort ab wurde der Hüllwershof dann
„Kugelershof" genannt. Aus späteren Akten geht hervor, daß die Brüder Heinrich
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