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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
51. Jahresband.1971
Seite: 167
(PDF, 52 MB)
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verwendet sein können. Auch die Veröffentlichung in der „Ottenau"34 und der
Schriftwechsel mit dem Denkmalamt für Nordbaden in Karlsruhe konnten keine
Aufklärung über den Zweck des Kopfes bringen, außer einem Hinweis, daß ähnliche
Köpfe an karolingischen Bauten verwendet worden seien. In Haslach gab
es jedoch bestimmt keine karolingischen Bauten. An der Nordseite schloß die
Stadtbefestigung wie auf der Südseite an die Kirchhofmauer an. Ein größeres
Stück der alten Kirchhofmauer ist in beträchtlicher Höhe im Anschluß an die
südliche Giebelseite des 1550 erbauten Kastens (Zehntscheuer) noch erhalten.

Aus dem Vorstehenden ergibt sich, daß Haslach, abgesehen von Zell a. H., eine
ganz andere Entwicklung genommen hat als die übrigen Kinzigtalstädte. Diese
waren herrschaftliche Gründungen, Burgstädte und Burgstädtchen, im Anschluß
an ein Schloß oder eine Burg entstanden, ganz unabhängig von der früher schon
vorhandenen Kirche in kleinerer oder größerer Entfernung von ihr. Ganz anders
Haslach, hier ist keine Burg und kein Schloß Ausgangspunkt der städtischen Entwicklung
gewesen, wie in dem Büchlein von Schneider-Strittmatter über Einbach
(S. 3) falsch zu lesen ist. Hier bildete sich von Anfang an von der Kirche aus
zuerst ein Markt und dann eine Marktstadt, die sich auch weiterhin und bis zum
heutigen Tag als Marktstadt weiterentwickelte.

Es wird dann und wann immer wieder behauptet, Haslach sei eine Gründung
der Herzöge von Zähringen, baulich ist dazu nicht der geringste Anhaltspunkt
vorhanden. Die Zähringer waren zwar die fortschrittlichsten Städtegründer dieser
frühen Zeit. Ihre Stadtgründungen erhielten dadurch einen charakteristischen Zug,
daß die Reihung der nebeneinandergestellten Giebelhäuser aufgegeben wurde und
statt dessen die Häuser mit der Traufe an die Straße gestellt wurden, so daß sie
ohne Traufgäßchen miteinander verbunden und nur eine trennende Mauer zwischen
sich hatten. Diese Lösung hatte den Vorteil, daß die großen Stadtbrände
jener frühen Zeit vermieden wurden. In dem allgemein geschichtlich wohlbegründeten
Buch „Schwarzwald" von Richard Schmidt, erschienen 1965 im Deutschen
Kunstverlag, wurde der mißglückte Versuch unternommen, die Altstadt Haslach
in eine Zähringerstadt umzukrempeln, indem behauptet wurde, daß der Stadt
durch den Brand vom Jahre 1704 die für die Zähringerstädte charakteristische
geschlossene Bauweise mit der Traufenstellung der Häuser verlorenging. Diese
Annahme wird überzeugend widerlegt durch das Stadtbild vom Jahre 1655
(Abb. 15), das schon vor dem Brand von 1704 eine Stadt mit lauter Giebelhäusern
zeigt. Nach der Ansicht des Buchverfassers hätte eine Entwicklung vom
Traufenhaus zum Giebelhaus erfolgt sein müssen, was geschichtlich nirgends nachweisbar
ist; die Entwicklung ging stets umgekehrt — vom Giebelhaus zum Traufenhaus
35. Ein so kleines Städtchen, wie Haslach es bei seinem Entstehen darstellte
, kam für eine Zähringer Stadtgründung nicht in Frage, dazu lag auch kein
strategischer Grund vor.

34 F. Schmider, Ein merkwürdiger Fund in Haslach i. K., Die Ortenau 42 (1962), S. 155 ff.

35 Eingehende Auskunft über die Zähringischen Stadtgründungen gibt das Buch von Ernst Hamm „Die
Städtegründungen der Herzöge von Zähringen in Südwestdeutschland". Freiburg i. Br. 1932.

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