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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
51. Jahresband.1971
Seite: 188
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1971/0190
Hand.59" In jener frühen Zeit war es üblich, zum Pressen der Weintrauben gewaltige
Torkelbäume zu verwenden, die zu ihrer Unterbringung weiträumige Gebäude
verlangten. Am Bodensee waren solche Torkelhäuser noch vorhanden. Eine wohlerhaltene
Torkel hat Fritz Hirsch in einem Heft der „Badischen Heimat" geschichtlich
erforscht und ausführlich beschrieben. In größerer Zahl sind solche Kelterhäuser
noch im württembergischen Weinbaugebiet vorhanden. In Metzingen am
Fuß der Alb stehen auf einem großen Platz der Stadt sieben solcher alten Kelterhäuser
nebeneinander. Bei uns stehen in Fachwerk erstellte Kelterhäuser (Trotten)
noch in Schnellingen und in Bollenbach, allerdings ohne die alten Torkeln mit
den Torkelbäumen. In Schnellingen wird darin zwar noch Obst gekeltert, aber
nur in modernen Obstpressen, die wenig Platz einnehmen, im übrigen wird das
Gebäude als Gemeindescheuer benutzt. Das Bollenbacher Trotthaus, das frei für
sich in der Landschaft steht, ist in eine vornehme Landhauswohnung umgebaut.

Die Haslacher Trotte ist wieder vollständig verschwunden. Sie stand in dem
ersten Erweiterungsgebiet, in dem Block zwischen der Bachgasse und der heutigen
Metzgergasse, etwa in der Mitte der Metzgergassenseite. Ich sage jeweils heutige
Metzgergasse, weil sie nicht immer Metzgergasse hieß. In dem jetzigen Gasthaus
„Zum Aiplefranz" befand sich einmal die erste Apotheke in Haslach, und darnach
hieß die Gasse damals „Apothekergasse""".

Es muß angemerkt werden, daß in früheren Jahrhunderten der Weinbau eine
größere Rolle gespielt hat. Schon die Klöster hatten einen großen Bedarf an
Wein81. Aber auch die weltlichen Standesherrschaften hatten entsprechende Wünsche
und bemühten sich um Weinerträgnisse. Schon 1558 gelang es Graf Friedrich
von Fürstenberg nach langen nachbarlichen Streitigkeiten, den Abt Gisbert und
den Konvent des Klosters Gengenbach dazuzubringen, daß sie mit Zustimmung
des Bischofs Erasmus zu Straßburg ihm durch Vertrag den Weinzehnten zu Bollenbach
, Schnellingen, Haslach, Herrenberg, Ellengrund und Weiler und andere
Rechte in Fischerbach und Steinach und das Eigentum der abgegangenen Burg
Schnellingen für 1500 fl. verkauften62. Es bedarf keiner besonderen Nachweisung,
um einen Zusammenhang herzustellen zwischen diesem Kauf und dem zwei Jahre
später erfolgten Auftrag zur Erstellung einer fürstlichen Trotte in Haslach. Das
Hauptweingebiet für Haslach waren stets die Reben am Herrenberg. Sie wurden
meistens zusammen mit Haslach genannt, obwohl sie auf Fischerbacher Gemarkung
liegen. Sie wurden fast ausschließlich bis in die Neuzeit herein von Haslacher
Bürgern genutzt. Heute ist der Weinbau nicht nur am Herrenberg, sondern
schon früher auch in Schnellingen und Bollenbach, im Ellengrund und am Reichenberg
in Weiler vollständig zum Erliegen gekommen, er rentiert sich nicht mehr.

5» Mitt. aus dem Fürstenbcrgischen Archiv, II. Bd., Nr. 10.

6fl In dem schmiedeeisernen Oberlicht der Eingangstüre ist noch der aus Freiburg im Breisgau stammende
und mit M. Josefa Fernbach aus Haslach verheiratete Apotheker Nepomuk Ernst mit seinen Anfangsbuchstaben
N.F.. verewigt.

61 Einen kleinen Einblick in diese Verhältnisse gewinnen wir durch den Beitrag „Der Haushalt der Abteiherrschaft
Gengenbach" von K. Hitzfeld, in: Die Ortenau 44 (1964), S. 164, Anm. 13, mit den Angaben
für die Weineinkünfte des Klosters für die Jahre 1780 bis 1789.

62 Mitt. aus dem Fürstenb. Archiv, I. Bd., S. 883.

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