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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
53. Jahresband.1973
Seite: 116
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1973/0118
7447. Sub hoc Nro. wird verlesen ein Aufsatz des Geh. Legations Raths de
Rochebrune. Sub rubro Memoire sur les differentes affaires qui sont a
decider pour Kehl mit einem dazu gehörigen Nachtrag.

Der zur Beratung und Beschlußfassung vorliegende Bericht umfaßte 29 Punkte
vielfältiger Art unterschiedlicher Bedeutung. Im ersten Punkt geht es beispielsweise
u. a. um einen Garten für den evangelischen Pfarrer, im Punkt 5
um das Pulvergewölbe, das dem katholischen Geistlichen entzogen und dem
Handelsmann Schneider gegeben wurde, der auch das Schnackenloch erwerben
möchte. Unter einem anderen Punkt wird über die Anschaffung eines Ofens
für die katholische Schule verhandelt, da sonst im Winter kein Unterricht gehalten
werden könne und auch die evangelische Schule einen solchen besitze.
Bemerkenswert ist, daß eine solche Frage Serenissimo, also dem Markgrafen,
zur Entscheidung vorgetragen wurde! Und es überrascht immer wieder, wie
schnell die Behörde in Karlsruhe trotz dieser Belastung mit Kleinigkeiten
reagierte. Herrschte wirklich einmal Nachlässigkeit, so wußte man sich zu
helfen: Unter Punkt 9 wurde einem Hof rat bei Strafe von 20 Talern anbefohlen,
den ihm bereits am 13. April vorigen Jahres aufgegebenen Entwurf neuer Zunftartikel
für Kehl unfehlbar einzusenden! Unter Punkt 10 hatte Rochebrune die
Verlegung der Post im Ort Kehl vorgeschlagen. Auch kümmerte er sich um Zahlreiche
andere Dinge, die ein starkes Interesse für das Kehler Gemeinwesen
bezeugen. Da geht es um Deserteure, um eine Mühle, um die Befestigung der
Promenade und den Abbruch des gewölbten Tores, um den Bau einer Reformierten
Kirche, wofür sich auf dem Marktplatz in Kehl ein geräumiger Platz finde,
um einen Graben zur Öffnung des remparts auf dem Glacis und um die Auffüllung
des Grabens zwischen dem Glacis und Hornwerk, um den Bau neuer Häuser
oder um eine Kehler Lotterie. In diesem bunten Katalog, der uns einen Einblick
in die Probleme der Veste Kehl und in Alltagssorgen ihrer Bürger gewährt,
findet sich unter Punkt 24 — also keineswegs als Krönung seiner Eingabe — der
Vorschlag, der Veste Kehl den Namen einer Stadt samt allen davon abhängigen
Privilegien zu erteilen. Rochebrune begründet dies anscheinend nach den
Worten des Protokolls damit, daß dies „bei der immer von Tag zu Tag sich
mehrenden Bürgerschaft in Kehl dem dortigen Commercio sehr ersprieslich
sein dürfte". Der Markgraf entschied daraufhin am 3. August 1774, daß der
Veste Kehl alle und jede einer Stadt zukommenden Rechte, Freiheiten und Vorzüge
erteilt werden sollen und sie künftig Stadt und Veste Kehl genannt werde23.

Bei diesem Vorgang ist beachtlich, daß wichtige Punkte des Berichtes von Rochebrune
und nicht vom Amt Kehl vorgetragen werden, und daß der vielbeschäftigte
Advokat neben seiner dienstlichen Tätigkeit offenbar noch genügend Zeit findet,
um sich mit kommunalen Fragen zu beschäftigen, wobei das Protokoll bei man-

23 Vgl. dazu: Wolf von Härder, Wie Kehl sein Stadtrecht erhielt, in: Mein Heimatland, 20. Jg., Heft 5/6,
1933. Härder war im Straßburger Stadtarchiv auf einen Hinweis über die Stadterhebung gestoßen. Seinen
weiteren Nachforschungen verdanken wir den Aktenfund vor 40 Jahren im Bad. GLA durch dessen Mitarbeiter
.

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