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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
53. Jahresband.1973
Seite: 171
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Stützung beim Druck seines Poetischen Blumen-Paradißes1 gebeten, da ihm seine Alten
Lieben Freunde u. Gönner ein Zeithero fast alle weggestorben' waren (Brief vom 19. September
1672). Birken gewährte - wie die genannten Briefe zeigen - Quirin die erbetene Unterstützung
und nahm ihn 1673, in Erinnerung an seinen 1669 verstorbenen Bruder
J. M. Moscherosch (Pseudonym: Philander von Sittewald), mit dem Gesellschaftsnamen
Philander als 34. Mitglied in den Pegnesischen Blumenorden auf6.

Dieser Orden wurde am 16. Oktober 1644 von Georg Philipp Harsdörffer (1607-1658)
und Johann Klaj (1616-1656), den Verfassern des Pegnesischen Schäfergedichts (1644),
in Nürnberg an der Pegnitz gegründet. Unter den .Sprachgesellschaften' des 17. Jahrhunderts
nahm der Pegnesische Blumenorden eine hervorragende Stellung ein. Zweck
dieser Dichtervereinigung war - ähnlich den Zielsetzungen der übrigen Sprachgesellschaften
- die Förderung der deutschen Sprache und die Beschäftigung mit der Dichtkunst
, die von den Mitgliedern zur Ehre Gottes und zur Aufrechterhaltung der ,alten
deutschen Tugenden' ausgeübt werden sollte. Die Mitgliedschaft bei den „Blumen-
Genossen" oder „Blumen-Hirten" bedeutete für Dichter und Gelehrte eine Auszeichnung
ihres literarischen Schaffens und verhalf ihnen zu gesellschaftlicher Anerkennung7.

Deshalb war es für den neuerwählten „Pegnitz-Schäfer" Quirin Moscherosch eine
ungeschriebene Pflicht, die Wiederverheiratung seines Gönners und Oberhirten mit
Clara Catharina Weinmann im Jahre 16738 in einem Ehrengedicht zu besingen. Quirin
verfaßte dieses Gedicht, nachdem ihm Birken seine Heiratsabsicht brieflich mitgeteilt
hatte, Ende Dezember 1673 oder Anfang Januar 1674. Mit seinen Glückwünschen sollte
es in dem von Birken am 27. Januar 16749 empfangenen Brief überstellt werden:

WolEdeler, Vester, und Hochgelehrter, sonders großgünstig, HochgeEhrter Herr Palatin,
Hochwehrter Gesellschafter.

Benebens herzlichsten Anwunsch eines Zu Seel u. Leib gesegneten, gesunden, gnädigen fahrs des
HERRN! füge E. Excel!, [enz,] hiebe y Zu wissen, daß dero le^teres vom ji:t xbr. voriges Jahrs
in vollen weybnacht feyrtägen, oder besser gesagt, über vollen feyrtags Arbeiten, wol empfangen,
u. mit grosser Freuden vernomen, daß der Liebe Gott, den einsamen Floridan am ende des fahrs,
aus seiner Leidigen Einsamkeit geführet, u. mit einer so holdseeligen Gesellin, so freudig wird
vergesellschafftet. Der Gott der Liebe gebe, daß dises Liebes band Lang Lang unzertrennlich
seye! undt alle die wolersonnene Glückwünsche der Edeln Pegnitz-Hirten wohl eintreffen ! Meine
Schuldigkeit bette Zwar erfordert, disen Hochwehrten Blumgenossen gleich mit einZustirhen, doch
was die fernantlegenheit mir mißgönnet, daß schicket hie die aufwärtige Dienstbarkeit desto eihlicher
nach; wiewol nur schriftlich, weilen E. Excell. Censur solches vorher Zu undergeben, für nöthig
erachtet habe, mit frd.llieber] Bitte, nicht die einfältigen dorfreden, sondern vielmehr das treue

4 Poetisches Blumen-Paradiß aus der H. Bibel . . . Nürnberg 1673. Vgl. zu diesem Werk A. Bechtold, Ein
Widmungsgedicht Grimmelshausens an Quirin Moscherosch. In: GRM 6 (1914) 250—252.

5 Namentlich genannt werden der Nürnberger Dichter G. Ph. Harsdörffer, der Nürnberger Theologe und
Prediger J. M. Dilherr, der Literat und Prediger aus Wedel J. Rist, der Nördlinger Bürgermeister J. C.
Gundelfinger, Quirins Bruder J. M. Moscherosch, der Bürgermeister von Rothenburg ob d. T. J. Gg.
Styrzel und der Straßburger Professor und Dichter J. M. Schneuber.

6 Amarantes [i. e. J. Herdegen], Historische Nachricht von deß löblichen Hirten- und Blumen-Ordens an der
Pegnitz Anfang und Fortgang . . . Nürnberg, bey Christoph Riegel, 1744, S. 437 f.

7 Über Geschichte, Organisation und Bedeutung des Pegnesischen Blumenordens orientieren Karl F. Otto, Die
Sprachgesellschaften des 17. Jahrhunderts. Stuttgart 1972, S. 43 ff.; Eberhard MannaSz, Nachwort. In: Die
Pegnitz-Schäfer. Nürnberger Barockdichtung, hrsg. von E. Mannack. Stuttgart 1968, S. 271—287; Richard
van Dülmen, Sozietätsbildungen in Nürnberg im 17. Jahrhundert. In: Gesellschaft u. Herrschaft. Festgabe
f. Karl Bosl. München 1969, S. 170 ff.

8 Vgl. zur Wiederverheiratung Birkens August Schmidt, a. a. O., S. 499 f.

9 Zur Datierung dieses Briefes siehe meinen an anderer Stelle erscheinenden Aufsatz: Ergezligkeit in der
Kunst. Zum literarischen Werk Quirin Moscheroschs (1623—1675).

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