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render Soldateska. Deren Unwesen ist immer und überall darin begriffen, daß man
„hinaus auf die Dörfer schweifet, drischt, mahlt, backt, stiehlt und nimmt, was
man findet, trillt und verdirbt die Bauren, ja schändet wohl gar ihre Mägd,
Weiber und Töchter! Und wenn den armen Baurn das Ding nicht gefallen will,
oder sie sich etwa erkühnen dürfen, einen oder den andern Fouragierer über solcher
Arbeit auf die Finger zu klopfen, (. ..) so hauet man sie nieder, wenn man
sie hat, oder schicket aufs wenigste ihre Häuser im Rauch gen Himmel."1
Mit diesen Worten hat zur Zeit jener Stiftung ein Zunftgenosse jenes Stifters
seiner eigenen Erlebnisse gedacht: im selben Jahre 1667 saß der ziemlich verschuldete
Wirt zum Silbernen Stern in Gaisbach bei Oberkirch im Renchtal, mit Namen
Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen, über den ersten Teilen eines Buches,
„Der abenteuerliche Simplicissimus" geheißen. Doch sollte sich der von den
Kriegswirren in die Ortenau verschlagene Autor irren, als er die auf Hoffnung
gegründeten Sätze niederschrieb: „der geschlossene Teutsche Frieden hat beinahe
ganz Europam wiederum in Ruhe gesetzt; das ,Gloria in excelsis' und ,Te Deum
laudamus' erschallet aller Orten gen Himmel, und jedermann wird sich befleißen
unter seinem Weinstock und Feigenbaum hinfürder Gott zu dienen"2. Denn
schon in den folgenden Jahren wurde die badische Region wieder von Krieg
heimgesucht, die rasch wechselnden Heere brachten stets neue Not, Renchen (wo
Grimmelshausen mittlerweile Schultheiß war) verwaiste, Rastatt verbrannte.
1 (Hans Jakob Christoffel von) Grimmelshausen, Der abenteuerliche Simplicissimus. Darmstadt 1970, S. 143.
2 Ebd., S. 489.
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