Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
54. Jahresband.1974
Seite: 62
(PDF, 59 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1974/0064
tung nicht herum, daß entweder ein Wohltäterehepaar (vgl. Haartracht)
verewigt wurde oder — wie man in Dambach vermutet — sich gar die
beiden Bildhauerbrüder selbst ins Bild gesetzt haben.

Als um 1717 ein Blitzschlag die Benediktinerabteikirche Ebersmünster
(Unterelsaß) in Brand setzte, gingen wertvolle Winterhaiderarbeiten
verloren. Daß die unweit Dambach-la-Ville gelegene Abtei zwei so begabte
Künstler wie Philipp und Clemens zur Innenausgestaltung ihrer von 1683
an in Etappen wiederaufgebauten Kirche verpflichtet hatte, bezeugen mehrere
schriftliche Einträge. In den lückenhaften Klosterrechnungen Ebersmünsters
ist der Jahrgang 1692 vorhanden, der zwei Einträge enthält, die
sich nur auf Philipp Winterhaider beziehen können: „1692 — 8t Septem-
bris — Jtem philipp dem bilthawer 9 lvrs". Und außerdem: „24t Novem-
bris — philipp dem bilthawer Geben in Gelt 15 lvrs 4 ß"31. Zweifel zerstreut
der zeitlich genau zwischen die beiden Auszahlungsdaten fallende
Eheeintrag Philipp Winterhaiders. Unser Bildhauer heiratete nämlich am
6. Oktober 1692 in Ebersmünster die „honesta vidua Maria Eva Fridrichin
oriunda Tabernis Alsatiae modo Argentinae domicilium habens", eine aus
Elsaß-Zabern stammende und in der Pfarrei Alt-St. Peter zu Straßburg
wohnhafte Witwe32. Als „primus testis", erster Trauzeuge, fungierte
Clemens Winterhaider. Mit dem Eheeintrag Philipp Winterhaiders werden
erstmals wichtige Beziehungen zu einer Straßburger Bildhauergruppe, auf
die ich noch zu sprechen kommen muß, dokumentiert. Was sich von den
Arbeiten Philipp Winterhaiders in Ebersmünster erhalten hat, ist in etwa
zu bestimmen. Sowohl der Hochaltar als auch die beiden großen Seitenaltäre
(1728—30) zeigen in typischer Winterhaidermanier geschnitzte Ante-
pendien, mit Band- und Blütendekorationen reich geschmückte Tafeln auf
der Schauseite der Altartische, die sich mit den entsprechenden Stücken
an den Nebenaltären der St. Martinskirche Gengenbach vergleichen lassen.
Daß diese feinen Flachschnitzereien in Ebersmünster vor 1715, also vor
dem Kirchenbrand, entstanden sein müssen, ist an den eingefügten Wappen
des Ebersmünsterer Abtes Bernhard Roethelin (1675—1715) abzulesen33.
Roethelin, ein gebürtiger Freiburger, vollendete während seines vierzigjährigen
Abbatiates den Wiederaufbau des im Dreißigjährigen Krieg
ruinierten Klosters und der Abteikirche34. Er verpflichtete dazu neben
anderen die aus dem heimatlichen Breisgau zugewanderten Bildhauer

31 Herrn Louis Chatellier, Universität Straßburg, danke ich besonders für den Hinweis auf ADB Straßburg,
H 423 — Klosterrechnung Ebersmünster, Manuale 1692, AußGaabGelt in Closter Verbawen, f. 105 a

32 ADB Straßburg, 3 E 115, Nr. 6 Ebersmünster, Mariages 1690—1753, f. 2 b

33 Damit ist meine frühere Vermutung, der 1730 in Ebersmünster mit Altarbauten beschäftigte Winterhaider-
Schüler Anton Ketterer, Colmar, könne die Antependien geliefert haben, hinfällig geworden. Vgl. Annuaire
de Dambach/Barr/Obernai 6/1972 (über Bildhauer Johann Leonard Meyer), S. 31. Außerdem Annuaire
de Colmar (Colmarer Bildhauer des 18. Jhdts.), S. 47—48

34 Gallia Christiana, Band V, Paris 1731, Sp. 863/864 — Xavier Ohresser, Eglise et Abbaye d'Ebers-
munster, 1961, p. 18 et 41

62


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1974/0064