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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
54. Jahresband.1974
Seite: 67
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1974/0069
abtei Fischingen gelegenen Pfarrei Bichelsee-Balterswil/TG die Kirchenbücher
untersuchte. Es fehlen dort zwar die Taufeinträge vor 1690 und die
Ehebücher weisen zwischen 1696 und 1725 eine schmerzliche Lücke auf60,
aber aus den restlichen Unterlagen konnte ich folgende Aufschlüsse gewinnen
: Pater Joachim Schneider stammte aus Balterswil/TG. Er flüchtete
nach der Zerstörung des Gengenbacher Klosters durch französische
Truppen61 in seine Schweizer Heimat und hielt sich dort vom November
1689 bis März 1690 auf82. Bei der Durchsicht der Eheeinträge kristallisierten
sich als Eltern des um 1662 geborenen Gengenbacher Paters die Eheleute
„ Joan. Joachimus Schnider de Balterschwyl Camerarius Rmi nri et
Dorothea Trungerin" heraus63. Als diese am 29. Oktober 1651 heirateten,
standen ihnen „Christopherus Brunschwyler de Sirnach monasterij nostri
Amanus, et Joan: Jacobus Brun de Balterschwyl" als Trauzeugen bei64.
Datierung, persönliche Zusammenhänge und der Hinweis, daß Johann
Joachim Schneider sr. bei dem Fischinger Abt Placidus Bruschwiler (1616
bis 1672) als Kammerdiener beschäftigt gewesen ist, kreisten die Eltern ein,
gleichzeitig erklärend, warum sich Pater Joachim 1680 „Fischingensis" genannt
hatte. Zwei Enkel Johann Joachim Schneiders sr. gerieten zu Beginn
des 18. Jahrhunderts in eine enge Verbindung mit Philipp Winterhaider:
Cathrinli Schneider wurde die zweite Ehefrau des Bildhauers; deren Vetter
Hans Jakob Braun aus Balterswil begann 1706 in der Gengenbacher Werkstatt
seine Bildhauerlehre. Die Äbte des Gengenbacher Klosters, Placidus
Thalmann (1680—1696) und Augustinus Müller (1696—1726), beide aus Wil
unweit Fischingen gebürtig, verwendeten Pater Joachim in wechselnder
Folge als Cellerarius, Subprior, Hofkaplan des Grafen Nothker Wilhelm
von Öttingen-Katzenstein, als Prior des Klosters sowie als Pfarrer in Gengenbach
, Ichenheim und Zell am Harmersbach. Während seiner ersten
Zeller Amtsperiode (1693—1698) trat Pater Joachim Schneider auch literarisch
hervor und verfaßte das Wallfahrtsbüchlein „Alter widerumb leüch-
tenter trostvoller gnadenstern Maria zur Ketten genannt Zell Harmers-
pach"65. Als er am 17. Mai 1726 im Alter von 64 Jahren und zwei Monaten

60 Im Gemeindeammann- und Zivilstandsamt Balterswil-Bichelsee ebenfalls keine alten Zivilstandsunterlagen
vorhanden.

61 GLA Karlsruhe, Abt. 61/5733 — Protocollum Cancellariae de 1689 — 1714, f. 1—3: «Demnach in A.
1689 die Königliche Französische Armee under Commando Mareschal Duc de Duras Underhalb bey offen-
burg gestanden, Und Vom König Vorhero die ordre eingeloffen, daß alle die Von der Pfaltz am rhein
herauf biß gegen Straßburg auf 6. stund weith gelegen Stätte od mit mauren umbgebene Orth sollen ver-
brandt werden, als ist von dißer Armee Ein Detachement den 7t Septembris in 6. Squadronen ahn der
Kintzig, und etliche Bataillons" gegen Gegenbach gezogen. Das Kloster brannte aus. Glocken, Archiv und
Bibliothek waren vorher in Sicherheit gebracht worden.

62 Pfarrarchiv Bichelsee/TG, Totenbuch 1639—1752, o. S.: Beerdigungen durch „R. P. Joachimo Schneider
prof: Gengenb:"

63 Hermann Brommer, Genealogie als Methode in der Kunstgeschichte — Alemannisches Jahrbuch 1968/69,

S. 95/97

64 Pfarrarchiv Bichelsee, Ehebuch 1640—1836, o. S.

65 GLA Karlsruhe, 65/229, zwischen den Seiten 529 und 530 eingeheftet Tagebuch des Paters Joachim
Schneider, f. 2 b

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