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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
54. Jahresband.1974
Seite: 73
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Winterhaider dort ausführte, ist jedoch nicht das Gengenbacher Klosterwappen
"8 gewesen, sondern das persönliche Wappen des Abtes Augustin
Müller (1696—1726), kenntlich an dem Doppelkreuz97 und der Signatur
„AAZG" (Augustinus Abt zu Gengenbach). Es entsprach dem Brauch jener
Zeit, daß der Abt, der die Klostergebäude nach dem Franzosenbrand in
der Zeit von 1695 bis 1700 durch den berühmten Vorarlberger Baumeister
Franz Beer von Bleichten98 neu errichten ließ, dem Werk sein Wappen
zur Erinnerung beifügte. An dem von kräftiger Volutenrahmung eingefaßten
Wappenschmuck fallen zwei typische Stileigenheiten Philipp Winterhaiders
auf, nämlich die in Rollenlöckchen gehaltene Haarbehandlung
der beiden Putten und die Blütendekoration am Schildfuß.

Zeitlich sehr nahe liegt die aus Sandstein gehauene Muttergottesfigur, die
über dem Windfang der ehem. Abteikirche in einer romanischen Nische
thront. Im Wolkensockel sich drängende Engelsköpfchen fallen durch die
gleiche drastische Aufmachung ihrer gerollten Haarlocken und der Flügelchen
auf. Leider ist das über einer Erdkugel auf dem Schoß Mariens
sitzende Jesuskind am linken Arm und im Gesicht beschädigt; die sitzende
Gottesmutter verlor stark an Wirkung durch eine plumpe Reparatur, die
an ihrem Hals vorgenommen worden ist. Wir gehen wohl nicht fehl, wenn
wir in dieser Steinskulptur die von J. L. Wohleb99 für das Jahr 1701 genannte
Marienstatue erblicken.

Wie sehr sich Pater Joachim Schneider um die Beschäftigung der Winter-
halder-Werkstatt und damit um das Wohl der Familie kümmerte, geht
erstmals aus einem Ratsprotokolleintrag vom 9. November 1703 hervor:
„Herr Stettmeister referirt daß H. P. Pfarrherr verlange, daß ein Crucifix
in daß Cappelelin Vorm Kintzig Thor möge Verschafft werden. Beschluß.
Soll ein abriß aufgesetzt werden nach proportion deß Cappelelins, wirt
sich als dan ergeben, waß darmit Zu thun."100 Bald danach wurde der
Pater als Pfarrer nach Ichenheim versetzt. Die kleine Straßenkapelle an
der Kinzigbrücke steht heute noch, trägt die Jahreszahl 1703 zur Schau
und dürfte eine Arbeit der Stadtwerkmeister Johann gewesen sein. Aus
den verwandtschaftlichen und zunftrechtlichen Zusammenhängen heraus
kam als Meister für das beantragte Kruzifix, das wohl um 1900 verloren
ging101, nur Philipp Winterhaider in Betracht.

96 Hermann Brommer, Das Wappen der ehem. Benediktinerabtei Gengenbach, Gengenbacher Blätter 2/1970,
S. 22

97 GLA Karlsruhe 65/228, fol. 11 Rückseite

98 Wie Anm. 78, S. 25 und 73

99 Gengenbach — Ein Führer durch die ehem. Freie Reichsstadt von O. E. Sutter und J. L. Wohleb — Verlag
Schnell & Steiner, München — Große Kunstführer, Band 8, 1. Aufl., 1951, S. 24

100 Stadtarchiv Gengenbach, Ratsprotokoll 1703—1704, Bl. 66

101 Kleine Inschrifttafel in der Brückenkapelle vor dem Gengenbacher Kinzigtor: „Diese Brückenkapelle
wurde bei dem Umbau der Brücke im Jahre 1900 abgerissen und im Jahre 1911 durch die edle Stiftung
der Jungfrau Karoline Bauer von Bermersbach, Amt Gengenbach, wieder aufgebaut. Die Bauleitung
führte A. Würth. Das Kreuz fertigte Peter Valentin, Offenburg."

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