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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
54. Jahresband.1974
Seite: 75
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1974/0077
Einer freundlichen Mitteilung von Pfarrer i. R. Fritz Schleicher verdanke
ich die Kenntnis einer wichtigen, jedoch heute verlorenen Arbeit für die
Pfarrkirche Oberweier, Gemeinde Friesenheim. Dort berichtet die alte
Pfarrchronik: „Anno 1704 hab ich den Choraltar durch H: Philipp Winter-
halder Burger und Bildhauer zu Gengen Bach, zu gleich auch daß Blat
Vom Mahler daselbst machen lassen, Jtem Vom schreiner zue Oberschop-
fen Caspar geiger den Altar einfassen, hat in allem gekosten 66 fl." 103 Der
Kaufsumme nach zu schließen, kann es sich nur um ein kleines Altarwerk
gehandelt haben. Hinter dem „Mahler daselbst", der das Altarbild beisteuerte
, dürfte sich der Gengenbacher Meister Herrenbeckh verbergen,
auf den ich später noch zu sprechen kommen muß.

„Vom Landstreicher zum Reichsbaron" stieg während der zweiten Hälfte
des 17. Jahrhunderts der aus Lommiß im Thurgau stammende Johann
Meyershofen auf. In der Gengenbacher Klosterschule ausgebildet, als
Kanzlei- und Stadtschreiber in Gengenbach und Zell a. H. tätig, arbeitete
er zielstrebig und ohne Rücksicht auf die Interessen des Gengenbacher
Klosters an seiner Karriere. Nachdem ihm Kaiser Leopold I. 1695 den
Briefadel verlieh, erwarb er 1696 die Grundherrschaft Grebern vor den
Toren der Stadt Zell a. H. Abt Augustin Müller sah 1699 zu, wie dem
Emporkömmling das Reichsschultheißenamt von Zell übertragen wurde.
Als frühverbrauchter Sechziger starb Johannes von Meyershofen zu Grebern
am 25. Juni 1706. „Der letzte Liebesdienst der Zeller war das ehrenvolle
Begräbnis auf Kosten der Stadt. Seine Größe war auch die Größe
und der Glanz seiner zweiten Heimat geworden. Er ruht auf dem alten
Friedhof (bei der Stadtkirche) in der Ecke gegen das Pfarrhaus neben seiner
ersten Frau Elisabeth; der Gedenkstein in reichen barocken Formen
ist ein letzter Schimmer seiner glanzvollen Lebensbahn." 104. An diese Zusammenhänge
zu erinnern, zwingt mich das Meyershofen-Grabmal, das
sich heute in einer bedauerlichen Verfassung dem Betrachter darbietet.
Ein Glück, daß Franz Disch in seiner Zeller Stadtchronik 1937 noch das
unversehrte Meyershofen-Epitaph beschreiben und abbilden konnte105.
Inzwischen ist der Stein stark in Verfall geraten. Aber selbst die zerbröckelnde
Glorie läßt noch teilweise erkennen, welch eindrucksvolles
Denkmal Philipp Winterhaider dem emporgestiegenen Landsmann seiner
zweiten Frau gesetzt hat. Aufwendige Prachtentfaltung, Blütendekoration,
die Amoretten mit den gerollten Löckchen und weich gedrehten Lendentüchern
, das voluminöse Laubwerk um das Wappen des Verstorbenen, ja,
alle Details verraten unbezweifelbar die Hand des Gengenbacher Bildhauers
, der über Pater Joachim Schneider auch sonst Geschäftsbeziehun-

103 Kath. Pfarramt Oberweier bei Lahr, Alte Copien zur Geschichte der Pfarrei Oberweier vom Jahr 1684 an.

104 Karlleopold Hitzfeld, Vom Landstreicher zum Reichsbaron — Der ungewöhnliche Aufstieg eines Mannes
— Die Ottenau 46 (1966), S. 129—138

105 Franz Disch, Chronik der Stadt Zell a. H., Kap. Der Friedhof, S. 228 Beschreibung, S. 229 Abbildung

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