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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
54. Jahresband.1974
Seite: 80
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1974/0082
hof Gengenbach in einer kleinen Kapelle oberhalb der Martinskirche der
Grabstein des 1704 verstorbenen Reichsschultheißen Johann Bender und
seiner 1715 dahingeschiedenen Frau Anna Maria Hillerin118. Die um oder
nach 1715 entstandene Bildhauerarbeit muß nach allen stilistischen Eigenheiten
in das Werk Philipp Winterhaiders eingeordnet werden. Abt Blasius
III. Bender von St. Blasien (1720—1727) und Joachim Bender, zwei
Söhne des Ehepaares, ließen das noch gut erhaltene Epitaph errichten.

Als im Jahre 1896 die ehemalige Abteikirche Gengenbachs entbarockisiert
wurde, fiel dem rigorosen Unternehmen119 auch die 1715 geschaffene Kanzel
zum Opfer. Klosterchronist P. Augustin Dornblüth hielt — nicht ohne
einen boshaften Nachsatz anzufügen — über die Entstehung des Ausstattungsstückes
fest: „Cantzel. Hoc ipso anno (1715) P. Joachimus Schneider
Parochus in Zell per affinem Suum Sculptorem huiatem Cathedram nos-
trae Ecclesiae fieri curavit." 120 Pater Joachim, damals Pfarrer in Zell a. H.,
habe dafür gesorgt, daß sein verschwägerter Bildhauer die Kanzel der
Klosterkirche schaffen durfte. Ob Klosterschreiner den Aufbau herstellten
und Philipp Winterhaider nur die Schnitzereien und die Heiligenbüsten
(am Kanzelkorb) hinzulieferte, ist wegen fehlender Rechnungen und auf
Grund des erhaltenen photographischen Bildes der alten Kanzel121 heute
nicht mehr zu entscheiden. Max Wingenroth schätzte 1908 die Kanzel als
„wirkungsvolles Schnitzwerk" ein und bedauerte ihren Abbruch122. Wie
aus Unterlagen des Gengenbacher Pfarrarchivs hervorgeht, wurden Choraltar
und Kanzel nach der Ausräumung der ehemaligen Abteikirche nicht
vernichtet, sondern gingen auf Vermittlung des Lörracher Stadtpfarrers
Sester in den Besitz der neu erbauten Diasporakirche von Brombach im
Wiesental über123. Dort habe man die Kanzel vor etwa zehn Jahren anläßlich
einer Innenrenovation aus der Kirche entfernt; ein Rückkauf sei
nicht mehr möglich gewesen124.

Dem Wohlwollen Pater Joachim Schneiders verdankte Philipp Winter-
halder im Jahr 1715 noch einen anderen wichtigen Auftrag; er mußte für
die Wallfahrtskirche „Maria zu den Ketten" in Zell a. H. einen neuen

118 Max Wingenroth, Die Kunstdenkmäler des Kreises Offenburg, 1908, S. 421 — Pfarrarchiv Gengenbach,
Totenbuch 1704—1726, o. S.

119 Joseph Schlippe, Die Abteikirche zu Gengenbach und ihre Wiederherstellung um die letzte Jahrhundertwende
— Nachrichtenblatt der Denkmalpflege in Baden-Württemberg, Freiburg, 1962, Jahrgang 5, Heft 1,
S. 7—14

120 GLA, wie Anm. 70, S. 596

121 Gengenbach — Ehemalige Freie Reichsstadt — von Berthold Schaaf — Große Kunstführer, Band 8, Neuauflage
— Verlag Schnell & Steiner, München 1971, S. 24 (Wurde das Bild retuschiert?)

122 Wie Anm. 118, S. 395

123 Michael Burger, Einiges über Leben und Wirken des am 11. April 1911 verstorbenen Geistlichen Rates
Theodor Burger, Stadtpfarrer in Gengenbach, S. 62/65 — Kath. Pfarramt Gengenbach. Freundliche Mitteilung
von Herrn Franz Engesser f, Gengenbach.

124 Mitteilung des Stadtarchivs Gengenbach (Franz Engesser, 1967)

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