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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
54. Jahresband.1974
Seite: 100
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1974/0102
Würdigung

Leben und Werk eines Ortenauer Barockkünstlers, der außerhalb Gengenbachs
nur noch wenig Beachtung fand, vor dem Vergessenwerden zu retten
, bedurfte umfangreicher Vorarbeit und Darstellung. Für Breisgau,
Unterelsaß und Ortenau gleichermaßen bedeutsam, errang Philipp Winter-
halder (nach Einbürgerung und Wiederverheiratung in Gengenbach) als
Bildhauer eine beherrschende Stellung in der mittelbadischen Landschaft,
vor allem im Bereich der Benediktinerklöster Gengenbach und Schuttern.
Er war ein Barockmeister, aus dessen Werkstatt im ersten Drittel des 18.
Jahrhunderts wichtige Kunstwerke für die Ortenau hervorgingen, die nicht
erlauben, an ihm achtlos vorüberzugehen. Allein die Tatsache, daß er zusammen
mit seinem begabten Bruder Clemens den schönsten elsässischen
Schnitzaltar des 17. Jahrhunderts in Dambach-la-Ville schuf, reiht ihn
unter die bedeutendsten Schwarzwälder Bildhauer seiner Zeit ein. Die
Verbindungen zu der für den Straßburger Bischof tätigen Bildhauer-
Equipe und die erste Ehe mit einer Elsässerin zeigen ihn außerdem in für
die Beurteilung seiner Arbeitsweise nicht unerheblichen Zusammenhängen
stehend. Obwohl wir die Lehrzeit bei dem wesentlich älteren Stiefbruder
Franz Hauser III mit Sicherheit anzunehmen haben, prägte wohl erst der
Aufenthalt im Unterelsaß und in Straßburg die Fähigkeiten und stilistischen
Eigenheiten aus, die wir an den Arbeiten Philipp Winterhaiders in der
Ortenau ablesen können. Statischer Kraft und Strenge der Altarbauten
stellte er überreiche Band-, Blattwerk- und Blütendekorationen gegenüber
; die dichte Oberflächenfältelung der Statuengewänder wich mit fortschreitender
Zeit tiefgekerbten Schlingerfalten; gerollte Haarlocken blieben
für die dicklichen Engelkinder charakteristisch. Philipp Winterhaider
hinterließ ein von unverwechselbarer Manier gezeichnetes Werk, dessen
unterschiedliche Qualität auf die verschiedenen, als Hilfskräfte im florierenden
Betrieb mitarbeitenden Gesellen und Lehrlinge zurückzuführen ist.
Durch seine Kunst errang Philipp Winterhaider im rechtsrheinischen Vorfeld
Straßburgs Anerkennung und Bedeutung, die gebieten, ihn — trotz
früher entgegengesetzter Bemühungen (Kritik an der Protektion durch die
Verwandtschaft) — gerecht zu würdigen.

Die Familie nach dem Tod des Meisters

Fehlende Altersversorgung und der Zwang, die Familie zu ernähren, ließen
der Witwe Philipp Winterhaiders wohl keinen anderen Ausweg, als
den Werkstattbetrieb nach 1727 mit Gesellen weiterzuführen. Zumal in
dem Sohn Clemens ein Werkstattnachfolger heranzuwachsen schien, dem
das Geschäft erhalten werden mußte. Ein Ereignis veränderte jedoch um
1730 die Lage und leitete das Ende der Winterhaiderwerkstatt ein: Der
Sohn Clemens zog auf die Wanderschaft, von der er nicht mehr heim-

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