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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
54. Jahresband.1974
Seite: 105
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abundant, praesertim cruces in mihsionibus erectae"). Kruzifixe und Altäre
in Wihr-au-Val, Munster, Kientzheim und Turckheim gehen teilweise oder
ganz auf sein Konto. Die stilistischen Eigenheiten der Statuen verraten
deutlich die Schulung bei Philipp Winterhaider. Daß er eine Reihe elsässi-
scher Bildhauer des 18. Jahrhunderts in seiner Türkheimer Werkstatt ausbildete
, verpflichtet zusätzlich, ihn kunstgeschichtlich zu beachten. Von
seinen Zeitgenossen als „Sculptor egregius" hochgeschätzt, starb Hans
Jakob Braun am 17. März 1757 in Turckheim185.

Anton Ketterer I erblickte am 25. Januar 1692 als Sohn der Eheleute Gallus
Ketterer und Christina Hettichin in Schönwald bei Triberg das Licht der
Welt186. Erst spät, mit zwanzig Jahren, begann der begabte Jüngling seine
Lehre bei Philipp Winterhaider, der ihn am 31. Januar 1712 „auf 4 Jahr
lang als vom lten Feb. 1712 Biss wider dahin 1716" aufnahm, um ihm „die
Bildthauer Kunst zu lehren, und darbey Ihme alles Zu zaigen, Wass deren
anhängig" ist187. Nach vier Jahren, am 15. Februar 1716, fand man sich
wieder in der Gengenbacher Ratskanzlei ein, denn es galt, Anton Ketterer
„wegen Erlehrnter Bildhawer Kunst, unndt wohl aussgeharrten Lehrjahren
" von allen Verpflichtungen freizusprechen188. Der Bildhauergeselle
Hans Jakob Braun, bald danach mit ins Oberelsaß abwandernd, und Franz
Ketterer, „des ledig Gesprochenen Bruder", als einer der „Stammväter der
Schwarzwälder Uhrenmacherei" und Erfinder der Kuckucksuhr bekannt
geworden189, wohnten der Amtshandlung bei. Am 2. November 1719 ließ
sich Anton Ketterer seinen Lehrbrief von Gengenbach nach Colmar nachsenden
, weil er in der oberelsässischen Stadt die Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung
beantragt hatte. Drei Wochen später heiratete er eine Colmarer
Bürgerstochter. Von Anfang an selbständig arbeitend, entwickelte
sich Anton Ketterer zum bedeutendsten Colmarer Bildhauer des 18. Jahrhunderts
190. Für seine Werke in Lautenbach bei Gebweiler, Rouffach und
Wihr-au-Val müssen wir mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit
die Mitarbeit Hans Jakob Brauns, der sich erst 1720 in Turckheim bei Colmar
fest niederließ und 1721 verheiratete, annehmen. Ketterers Altäre in
der Pfarrkirche Niederentzen bei Rouffach sind ebenso von den bei Philipp
Winterhaider erlernten Stileigenheiten geprägt wie alle übrigen Arbeiten.
Neuerdings wurde noch eine beachtenswerte Madonna Anton Ketterers in
den alten Museumsbeständen auf dem Speicher des Kornhauses in Obernai
entdecktm, eine Statue, die sich ganz eng an die Marienfigur von Rouffach

155 Archivcs Municipalcs de Turckheim, GG 14, Dcces 1757-1792, p. 4

156 Pfarrarchiv Schönwald, Taufbuch 1627—1709, S. 315

187 Wie Anm. 181, fol. 273

188 Wie Anm. 181, fol. 365 b

189 Adolf Kistner, Die Schwarzwälder Uhr, Karlsruhe, 1927, S. 14 und 40

190 Ausführliche Angaben siehe wie Anm. 179, S. 33—62

191 Hermann Brommer, Barockmadonna in Obernai — Annuaire de la Societe d'histoirc de Dambach-Barr-
Obernai, Band 8, 1974.

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