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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
54. Jahresband.1974
Seite: 119
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und ihrer Sehnsucht nach dem Himmlischen hineinzudenken. Die Engel
galten ganz allgemein als Beschützer des Menschen; im deutschen Sprachraum
war besonders der Erzengel Michael vom Volk verehrt.3 Er war
der Töter des höllischen Drachen und damit Überwinder des Bösen; man
glaubte, daß ihm nicht nur Gottes Heil zu verkünden obliege, sondern
selbst Heilung zu vermitteln. Nach legendärer Überlieferung ließ er zu
Chonae bei Kolossae eine heilkräftige Quelle hervorsprudeln, deren
Wasser nicht nur von körperlichen Leiden befreite, sondern auch der
Seele zum Heil diente.4 Der mit seinem Schwert vor allem Übel
schützende Michael wurde zum Engel schlechthin. Sein anderes Attribut
ist die Waage; in mittelalterlichen Bildwerken wird er oft als Seelenwäger
beim Jüngsten Gericht dargestellt. In seiner Eigenschaft als
Seelengeleiter (häufig sind ihm Friedhofskapellen geweiht!) und als
Seelenwäger verhilft der Erzengel den Guten zu einem neuen Leben,
frei von Krankheit und Tod.

Als Symbol der Gerechtigkeit und des Heils wurde die Waage zu einem
Wahrzeichen der Apotheker; in Spätrenaissance und Barock war der
Bildtypus „Christus als Apotheker" mit der Waage in der Hand weit
verbreitet. Der Engel selbst, gemeint ist Michael, wurde zum Patron der
Apotheker, von denen früher nicht wenige ihre Offizin nach ihm
benannten — eine der ältesten ist um 1420 in Augsburg nachgewiesen.
Auch in Goethes Volksepos „Hermann und Dorothea" heißt die Apotheke
„zum Engel".

Johannes-Apotheke

(Bühlertal; in Offenburg: Johannis-Apotheke)

Johannes der Täufer war Wegbereiter Christi, in dem er das Heil der
Welt erkannte. Die große Bedeutung, die Johannes im mitteleuropäischen
Brauchtum zum Teil bis in unsere Tage hat, ist weniger durch den
biblischen Text oder die Legende begründet als vielmehr durch seinen
Geburtstag, der auf den 24. Juni fällt, nach alter germanischer Auffassung
ist dies der Tag der Sommersonnenwende. Darauf spielt auch
die Inschrift über Johannes auf dem Isenheimer Altar zu Colmar an: „Er
muß wachsen, ich aber muß abnehmen"; gemeint ist, daß Christus als
Sonne des Heils sich entfaltet, Johannes aber — mit der absteigenden
Sonne — dem Tode entgegengeht. Nach altem Volksglauben soll die
Vornahme gewisser Handlungen am Johannistag die Gesundheit fördern

3 Die Gleichsetzung des „Engels" mit Michael in Anlehung an H.-D. Schwarz: Symbolik und Symbole in
alten deutschen Apothekennamen (Deutsche Apotheker-Zeitung 105/1965, S. 1397).

4 Alfons Rosenberg: Michael und der Drache. Ölten — Freiburg 1956, S. 75 f.

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