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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
54. Jahresband.1974
Seite: 124
(PDF, 59 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1974/0126
Anker-Apotheke
(Kehl)

leicht zu dem Schluß kommen, daß hier eine bewußte Anspielung auf
das christliche Sinnbild des Glaubens und der Hoffnung — in diesem
Fall auf Heilung — vorliege. Tatsächlich findet sich der Anker, nachdem
er während des Mittelalters aus der christlichen Ikonographie verschwand
, seit dem Barock wieder, aber kaum als Apothekenemblem. Auf
einem Gemälde „Christus als Apotheker" (Heidelberg, Deutsches Apotheken
-Museum) ist der Anker nur im Zusammenhang mit dem Herzen und
dem Kelch zu sehen; es sind die Symbole der Hoffnung, der Liebe und
des Glaubens.12 Der Name der Apotheke, die in Kehl dem Rhein am
nächsten liegt, ist einfach ein Hinweis auf den Strom und auf den Hafen
(auch die Stadt Kehl hat einen Anker in ihrem Wappen). Darüber hinaus
ist wie bei manch anderen zeitgenössischen Namengebungen eine sprachsoziologische
Komponente zu berücksichtigen; durch einen Apothekennamen
können sich ganz bestimmte Bevölkerungsgruppen angesprochen
fühlen. Bei dem Namen der

Delphinen-Apotheke
(Oberkirch)

könnte man sich zunächst dessen erinnern, daß das Meerestier in der
Antike in dem Rufe stand, die Schiffe schützend zu begleiten, sie vor dem
herannahenden Sturm zu warnen, ja Schiffbrüchige — wie in der Sage
den Sänger Arion — auf seinem Rücken ans sichere Land zu tragen. Im
frühen Christentum wurde der Delphinus Salvator, der rettende Delphin,
auf Christus hin interpretiert. Doch spielte dies alles bei der Namen-
gebung der Oberkircher Apotheke keine primäre Rolle. Das Gebäude
der Delphinen-Apotheke wurde 1743 vom Baumeister des Offenburger
Rathauses, Mathias Fuchs, als „Stadtschloß" für den bischöflich-straß-
burgischen Obervogt Heinrich Fischer im Barockstil erbaut. In Anlehnung
an den Familiennamen wurden die beiden den Balkon tragenden
Delphine zu einem Wahrzeichen für das Haus — fälschlicherweise, denn
der Delphin ist kein Fisch, sondern gehört zur Familie der Wale und
damit zu den Säugetieren. Schließlich wurde die bereits 1792 in Oberkirch
errichtete Apotheke 1824 (oder kurz danach) in dieses Gebäude
verlegt und erhielt wahrscheinlich zur gleichen Zeit den Namen Delphinen
-Apotheke. Daß die Namengebung mit Assoziationen an die antikchristliche
Symbolik verknüpft war, ist durchaus möglich, aber im
einzelnen nicht nachweisbar.

Im folgenden seien die Tiere angeführt, die besonders häufig in Apothekennamen
zu finden sind. In früherer Zeit dürfte die Namengebung,

12 Abbildung in: Heidelberger Jahrbücher XVI/1972, S. 78.

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