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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
54. Jahresband.1974
Seite: 132
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eine bewußte Symbolisierung zu dem Apothekennamen geführt haben.25
Ohne Einblick in die Archive oder sonstiger dafür relevanter Schriften
und Urkunden bzw. Befragung des Besitzers bleiben die Erklärungsversuche
im einzelnen oft hypothetisch. Im großen und ganzen betrachtet,
wird aber doch verständlich, daß ein nicht unerheblicher Teil der Namen
durch ganz bestimmte Vorstellungen evoziert wurde. Wenn verschiedentlich
— wie bei Bär und Schwan — pagane Überlieferungen zum Durchbruch
kommen, so entspringen doch die meisten alten Apothekenembleme
christlicher Tradition, was nicht verwundern kann, waren ja zur
Zeit ihrer Entstehung alle Lebensbereiche von der Religion durchdrungen
. Zu beachten ist, daß alle Tiernamen — ausgenommen der Bär

— einen christologischen Bezug haben, daß sie Symbol Christi sind.
Christus ist letztlich der wahre Apotheker, Arzt, Heiland, Retter und
Erlöser der Menschen. Hier wäre dann auch die Sonnen-Apotheke
(Ottersweier bei Bühl) anzuschließen. Christus ist der sol salutis, die
Sonne des Heils, die die Finsternis des Totenreiches überwindet und den
Menschen Licht und Leben schenkt.

Sicher bedeuteten dem Menschen vor der Aufklärungszeit Name und
Bild mehr als uns heute. So wurde in den Vornamen den Kindern ein
Segenswunsch mitgegeben, oder sie wurden unter den Schutz eines
Heiligen gestellt. Der Name war nicht bloß ein äußeres Etikett, sondern
hatte einen Sinn, indem er das Wesen des Benannten kennzeichnen sollte.
Pythagoras und Piaton hatten darin die höchste Weisheit erkannt, daß
allen Dingen von Anfang an ein mit ihren inneren Eigenschaften übereinstimmender
Name gegeben worden war; ein Gedanke, der auch noch

— mit gewissen Einschränkungen — in der Renaissance Geltung hatte,
wie der Ausspruch des englischen Philosophen Francis Bacon of Verulam
zeigt: „Nomina sunt notae rerum." Sehen wir von den eingangs nur kurz
gestreiften Namengebungen ab, so erscheinen gerade in die biblisch-
hagiographischen Apothekennamen und in die sogenannten Apothekenembleme
gewisse Wunsch- und Heilvorstellungen hineinprojiziert. In
ihrer Typologie und in ihrer Häufigkeit zeigt sich, daß die Namen
unseren Vorfahren — auch im mittelbadischen Raum — mehr
bedeuteten als nur Schall und Rauch, auch wenn wir heute beim Betreten
einer Apotheke uns dessen meist nicht mehr bewußt sind.

25 Man vgl. auch Monika Hagen: Deutsche Apothekennamen. Topographie, Typologie und Benennungs-
motivik (Deutsche Apotheken-Zeitung 109/1969, S. 1655—1665).

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