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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
54. Jahresband.1974
Seite: 140
(PDF, 59 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1974/0142
Die Stiftung einer „Schwedenpredigt" in Oberkirch
aus dem Jahre 1844

Von Dieter Kauß

Bei der Durchsicht allgemeiner Literatur zu Bildstöcken und Wegkreuzen
stößt man immer wieder auf die Behauptung, daß die Zeit der Schwedenkriege
im 17. Jahrhundert in diesen religiösen Malen festgehalten ist. Zu
dieser Zeit häufen sich gerade in Mittelbaden die ältesten datierten Bildstöcke
, die aber kaum Inschriften tragen. In diesem Zusammenhang sagt
man weiter, daß die Zeit des Dreißigjährigen Krieges eine entscheidende
Schwelle innerhalb des Bewußtseins der Bevölkerung darstellt, die aber
mehr oder weniger verschwommen bekannt ist. Aus diesem Grunde war
man dann im 19. und 20. Jahrhundert leicht geneigt, alles Alte — von dem
man nichts Genaues wußte — in Sage und Legende jener weit entfernten,
aber doch unheimlichen Zeit zuzuschreiben. Viele Wegkreuze sollen so
einfach zu „Schwedenkreuzen" geworden sein.

In Mittelbaden mag dies vielleicht nicht so ganz zutreffen, weil in dieser
Gegend jener Schriftsteller H. J. Christoffel von Grimmelshausen wirkte,
der in seinem „Simplicissimus" ein Bild jener Zeit zeichnete. Dieser Roman
war eine der verbreitetsten Erzählungen und trug dazu bei, das Bewußtsein
an die Zeit der Schwedenkriege wachzuhalten. Zum anderen ist gerade
die Region Mittelbadens im Dreißigjährigen Krieg sehr stark in Mitleidenschaft
gezogen worden. Kaum ein Dorf wurde verschont; die meisten Häuser
brannten ab, und auch die Kirchen wurden stark zerstört. Die Visitationsprotokolle
des 17. Jahrhunderts aus dem Bistum Straßburg geben darüber
ein beredtes Zeugnis. Aber diese Wunden heilten. Sie waren oft Anlaß
, aus den Trümmern Neues, Großes entstehen zu lassen, wie z. B. die
Erneuerung und die Barockisierung der Oberkircher Pfarrkirche sowie
deren Ausstattung mit Stuck. Romane werden andererseits nicht immer
und überall gelesen. Verschwamm daher vielleicht doch mit der Zeit das
Bewußtsein an diese Schreckensperiode? Oder gab es noch andere Mittel,
um sich diese Zeit der Erniedrigung im Gedächtnis wachzuhalten?

Zu dieser Frage ergab sich im Pfarrarchiv Oberkirch ein interessanter
Fund, der hier in Kürze vor- und dargestellt werden soll. Innerhalb eines
Aktenfaszikels über gestiftete Jahrtage vom 17.—20. Jahrhundert befinden

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