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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
54. Jahresband.1974
Seite: 145
(PDF, 59 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1974/0147
Zur Deutung der Namen „Mortenau" und „Offenburg"

Von Otto Kähni

Am 1. Januar 1973 wurden auf Grund der Gebietsreform die Kreise Offenburg
, Lahr, Kehl, Wolfach und der Bezirk Achern des Kreises Bühl zu
einem neuen Kreis integriert, der den Namen „Ortenaukreis" erhielt.
Diese Namengebung ist sehr treffend; denn der neue Kreis im mittelbadi-
schen Raum, flächenmäßig der größte Baden-Württembergs, deckt sich
weitgehend mit der geschichtlichen Ortenau, d. h. mit der alemannischfränkischen
Gaugrafschaft Mortenau, die sich zwischen Rhein und Schwarzwald
von der Bleich im Süden bis zur Murg-Oos-Linie im Norden
erstreckte.

Immer wieder wurde festgestellt, daß die Bedeutung des Namens Mortenau
fragwürdig ist und es bleiben wird, wenn nicht ein glücklicher, sprachlicher
Fund das Rätsel lösen wird. Anklang fand eine anschauliche, der Natur
der Landschaft entsprechende Deutung: Mor = Moor, Sumpf, ten = abgeschwächtes
tunk (= flache Erhebung in sumpfigem Gelände, vergl. die
Ortsnamen Kartung, Leiberstung usw. in der Bühler Gegend), Au = von
fließendem Wasser umgebene Niederung. Man war der Auffassung, daß
die Stammsilbe „Mor" auf die Bodenbeschaffenheit hinweise; denn nach
der letzten Eiszeit hatten sich die vom Schwarzwald kommenden Schmelzwasser
am Fuß der Vorberge gesammelt. Ein gewaltiger Strom, dem die
Wissenschaft nach den bedeutendsten Zuflüssen den Namen „Kinzig-Murg-
Fluß" gegeben hat, floß dem Rhein parallel nach Norden. Nach seiner Auflösung
in Flüsse, die dem Rhein zuströmten, blieb die breite Mulde lange
Zeit sumpfig. Zahlreiche Flurnamen wie „Bruch, Wasser, Lache, See und
Moor" bezeugen das.

Diese Deutung ist nun widerlegt worden. In der Zeitschrift für Geschichte
des Oberrheins 120. Bd. 1972 erschien eine Abhandlung: „Ortenau und
Offenburg. Zur Kontinuität eines vorgermanischen Ortsnamens". Der Verfasser
ist Dr. Albert Greule, wissenschaftlicher Assistent am Deutschen
Institut der Universität Mainz, ein Sohn der Ortenau. Er knüpft an die seit
Leichtlen (1818) vertretene Auffassung an, die den Namen „Mortunouwa"
auf einen vorgermanischen Ortsnamen zurückführt. Die Deutung „Mor-
Sumpf" wird wegen sprachlicher Schwierigkeiten abgelehnt. Dagegen
bereite es keine lautlichen Unebenheiten, wenn man von dem Glied „Mor-
dun bzw. Mortun" auf einen keltischen Ortsnamen „Morodunum" schließt.

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