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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
54. Jahresband.1974
Seite: 150
(PDF, 59 MB)
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rung in der jüngeren Steinzeit zu markieren. Doch die Verbindung über
den Rhein in die Ortenau fehlte fast vollständig. Erst mit der Entdeckung
der Michelsberger Kulturreste auf dem Fiat-Gelände bei Kippenheim im
Jahr 19717 und neuerdings mit der Identifizierung des Pipelisteins8 bei
Ortenberg als Menhir, wurde eine neue jungsteinzeitliche Entwicklung
auch in der Ortenau eingeleitet. Während bereits die Ausgrabung auf dem
Fiat-Gelände die Heimatforscher aufhorchen ließ, dürfte ein Menhir am
Ausgang des Kinzigtals neue Perspektiven für die Besiedlung insbesondere
der Mittleren Ortenau und des Vorderen Kinzigtals erbringen.

Der Pipelistein liegt dort, wo sich das Tal schon weitet, unmittelbar hinter
dem „Stein von Ortenberg" 9, wie das Ortenberger Schloß im Mittelalter
genannt wurde. Obwohl er keine ausgesprochene Spornlage einnimmt und
unterhalb der Kammlinie des Berges liegt, befindet er sich in markanter
Lage. Denn von dort hat der Beschauer eine herrliche Aussicht hinauf in
das Vordere Kinzigtal, und es ist darum nicht ausgeschlossen, daß die Erbauer
dieses jungsteinzeitlichen Denkmals weiter in das Tal vorgerückt
sind, als wir es vermuten.

Der Menhir selbst stellt eine rohe steinzeitliche Arbeit dar und ist aus
grobem Granit, wie er unweit von seinem Aufstellungsort ansteht. Seine
Form entspricht einer Spindel, die nicht ganz zwei Meter über die Erde
herausragt. Der Verwendungszweck dieser Steindenkmale ist nicht ganz
sicher. Wahrscheinlich dienten sie als Grabdenkmäler und Kultsteine über
weite Zeiträume.10 Auch ist eine sekundäre Verwendung in späterer Zeit als
Gerichtsstein nicht auszuschließen. Damit wäre der Mittelalterliche Lokalname
für den dortigen Gerichtsplatz, am „Stein zu Ortenberg" erklärlich
und er könnte schließlich auf die Burg Ortenberg transmitiert worden
sein. Doch der Primärname „Pipelistein" blieb mit Sicherheit erhalten.
Nach etymologischer Gegenüberstellung11 dürfte er romanischen Ursprungs

7 Entdeckt vom archäologischen Grabungstediniker Hietkamp, Bodendenkmalamt Freiburg. Der Verfasser
hat mehrer Gruben vermessen und registriert.

8 Oberlehrer Westermann und seine Frau aus Biberach haben den Stein als Menhir verdächtigt und dem
Verfasser melden lassen. F.r wurde sowohl vom Hauptkonservator Dr. Fingerlin und dem Archäologen
Dr. Dehn, Bodendenkmalamt Freiburg, als Menhir identifiziert. Aufgrund der Befürwortung von
Landrat Dr. Gamber, Offenburg, konnte der Pipelistein in das Denkmalbuch eingetragen werden.

9 Karlleopold Hitzfeld, Der Stein zu Ortenberg, in: Die Ortenau 49 (1969).

10 Heinrich B. Siedentopf, Nachrichten aus Frühzeit und Altertum, in: Bild-, Schrift- und Bauwerk der
Standard Elektrik Lorenz AG, 1971. — Neben der Totenkultanlage soll Stonchenge eine Art prähistorisches
Observatorium und gleichzeitig ein magischer Kreis gewesen sein.

11 W. Meyer — Lübke, Romanisches etymologisches Wörterbuch, Seite 534, Nr. 6474 -Pi ist ein Schallwort
und heißt piepen. Italienisch heißt es piare oder pire-pire, und gilt soviel wie „Lockruf für die Hühner".
Kleines Vögelchen heißt loguresisch pia-pia. In den Abruzzen und in venezianischer Mundart wird zu
kleinem Vögelchen „pipi" gesagt. Die Spanier und Portugiesen sagen zu piepen „piar". Außerdem
bedeutet dort „pita" aus pipa abgeleitet der Lockruf für Hühner und Vögel. Küken heißt portugiesisch
„pito", französisch „piailler-piauler" und lothringisch „piase". Südfranzösisch bedeudet „piaya" oder
„piana" -weinen. Katalanisch steht für piepen „pitejar".

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