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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
54. Jahresband.1974
Seite: 192
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einzusenden. Das Sitzungsprotokoll der Kreisversammlung vom
29. Nov 1872 lautet: „Der Kreis soll sich der Verpflegung von Siechen
durch Errichtung einer Siechenanstalt unterziehen."

Zur Aufnahme von Pfleglingen bot sich zunächst das ehemalige Kapuzinerkloster
m Haslach an. Bezirksarzt Dr. Stöhr und Ökonom E. Basler (Fessenbach
), die das Gebäude besichtigten, fanden die Räume ungeeignet. Der
Offenburger Architekt Th. Armbruster schloß sich diesem Gutachten an.
Dagegen empfahl er das Seldenecksche Anwesen in Bermersbach-Fußbach.
Dieses war 1835 als Brauerei erbaut worden, wovon noch die geräumigen
Keller mit Obst- und Weinfässern zeugen. Offenbar hatte der Unternehmer
sein Auskommen nicht gefunden und war gezwungen worden, das Anwesen
zu veräußern. 1866 war es von dem Mannheimer Kaufmann Philipp
Pfefferle an den Bezirksförster Freiherrn Friedrich von Seideneck verkauft
worden, der es im folgenden Jahr seinem Sohne Rudolf von Seideneck
überließ. Es bestand aus einem zweistöckigen Wohnhaus mit Ökonomiegebäude
und 61 Ar Garten und Ackerfeld. Armbruster betonte in seinem
Gutachten, daß „das wohlarrondierte Gütchen in jeder Beziehung dem
Zweck entsprechen dürfte". Der Kaufpreis (12 500 Gulden) war bescheiden.
Am 17. Oktober 1873 forderte der Kreisausschuß E. Basler auf, Kostenüberschläge
über die Verwaltung, die Bauarbeiten und die Verpflegung
der Siechen einzureichen. Inzwischen war man auch auf das Badehaus in
Zell-Weierbach aufmerksam gemacht worden. 1846 von dem Offenburger
Handelsmann Franz Guerra errichtet, befand es sich im Besitz von Alb.
Fischer. Die Lage des Anwesens gefiel, aber die Räumlichkeiten erwiesen
sich als zu eng. Am 27. Nov. 1873 entschied sich die Kreisversammlung endgültig
für das Seldenecksche Gut, bewilligte 19 320 Gulden für die Einrichtung
der Anstalt und beauftragte den Ausschuß, Vorschläge zu unterbreiten
. Dieser Aufgabe unterzog sich Med.-Rat Dr. Stöhr. Die Baupläne, die
Architekt Armbruster einreichte, fanden am 3. März 1874 die Billigung des
Kreisausschusses. Die Gesamtkosten für die Umbauarbeiten betrugen
5 574 Gulden. Am 15. Juli 1874 konnte die Anstalt, die den gefälligeren
Namen „Kreispflegeanstalt" erhielt, mit 15 Pfleglingen eröffnet werden.
Nach Geisingen (1872, Kreis Villingen), Hub bei Ottersweier (1873 für die
Kreise Karlsruhe und Baden-Baden) wurde Bermersbach-Fußbach die dritte
Anstalt im Lande Baden. Ihr folgten 1876 Jestetten (Kreis Waldshut)
und Sinsheim (Kreis Heidelberg), 1885 Weinheim für den Kreis Mannheim.

Die Entwicklung der Anstalt

Die Anstalt nahm eine erfreuliche Entwicklung. Bis 15. Nov. 1874 stieg die
Zahl der Pfleglinge auf 28. Ende 1875 waren es 48, 33 Männer und 15
Frauen. Unter ihnen befanden sich Epileptiker, Hilfsbedürftige mit Gesichtskrebs
, halbseitiger Lähmung, veraltertem Rheumatismus, ausgesprochene
Krüppel und Altersschwache. Am 1. Dez. 1876 zählte die Anstalt 59

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