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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
54. Jahresband.1974
Seite: 211
(PDF, 59 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1974/0213
Der Bauernkrieg in der Ortenau

Von Kurt Klein

Die Frage, warum gerade die Lande am Hochrhein zum Ausgangspunkt
der ersten deutschen Revolution, der größten revolutionären Massenerhebung
in Deutschland wurden, läßt sich wohl am besten mit dem Blick in
die freiheitliche Schweiz beantworten, in der bereits schon damals seit
längerer Zeit alle Macht und alle Rechte im Volke verankert lagen, während
diesseits des Rheines noch die Herrschaft der Fürsten, Äbte und Bischöfe
als die Quellen wirtschaftlicher, sozialer und religiöser Unterdrük-
kung im Mittelalter angesehen wurden, unter der besonders der Bauernstand
zu leiden hatte. Zwar flackerten schon Jahrzehnte früher (1493 und
1502) unter dem Namen und Feldzeichen des „Buntschuhs" vereinzelt Aufstände
am Oberrhein auf, und der „Arme Konrad" versuchte 1514 im
Württembergischen das herrschaftliche Joch zu mildern. Doch die schwelende
Glut des Aufruhrs wurde erst zur weit ins deutsche Land signalisierenden
und zerstörenden Feuersbrunst, als die Sendboten der freien
Bauern der Schweiz die lodernde Fackel über den Strom in den nachbarlichen
Klettgau tragen. Dazu gießt ein Thomas Münzer vom sicheren
schweizerischen Grießen aus noch geistig-religiöses Öl in die aufzüngelnden
Flammen, ja er wechselt zu den Aufständischen über, als die durch den
Übermut einer Gräfin von Lupfen, der Herrin von Stühlingen, zum
äußersten gereizten Bauern unter Führung des Hans Müller von Bulgenbach
am 23. Juni 1524 zu Sensen, Gabeln und Dreschflegeln greifen. In
hellen Scharen drängen sich die Bauern des Hegaus und aus dem Fürsten-
bergischen zu den Fahnen der Unterdrückten. In Waldshut gelingt es dem
dortigen hochgelehrten, aber auch fanatischen Prädikanten Dr. Balthasar
Hubmaier die Bürgerschaft zu mobilisieren, während die Hauenstein'schen
Untertanen sich gegen den Abt von St. Blasien auflehnen und die Hotzen-
wälder wieder einmal mehr ihren Dickschädel unter Beweis stellen. Die
aufgebrachten Bauernhaufen, die mordend und sengend durch das Land
ziehen, vornehmlich die Klöster, Städte und Schlösser plündern, formieren
sich zum Stoß gegen den Breisgau und das Unterland und belagern zunächst
Freiburg. Aus dem benachbarten Elsaß eilen aufgebrachte Bauernhorden
zur Hilfe herbei. Nach dem in Liedform gefaßten Motto „. . . setzt
aufs Klosterdach den Roten Hahn!" bedrängen die Landbewohner der
südlichen Ortenau die Klöster Ettenheimmünster und Schuttern. Von der

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