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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
54. Jahresband.1974
Seite: 220
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bis 1825) und später als Abgeordneter in der 2. Kammer (1831—1840) auf die
Not und die sozialen Mißstände unter der Bevölkerung des Schwarzwaldes
in Wort und Schrift hinwies. Dadurch machte er sich bei der Regierung
unbeliebt, durch Bundestagsbeschluß wurde ihm im Jahre 1832 die Professur
entzogen. Dieser „Vater der Bauern" hatte Anteil an der Abschaffung
der aus dem späten Mittelalter stammenden und jetzt als unsozial
empfundenen Feudallasten. Freilich wurden sie in keinem Falle den Betroffenen
einfach erlassen, wie man vielfach erwartet hatte, sondern diese
mußten sich davon loskaufen, um wie ehemalige Unfreie zur bodenrechtlichen
Freiheit zu gelangen.

Es ist ein umfangreiches Kapitel, das von den Feudallasten Drittel, Fall,
Fronen, Gült, Realabgaben, Zehntarten und anderen handelt. Es kann hier
nur über das obere Kinzigtal kurz berichtet werden. Es ging in allen Fällen
um das liebe Geld!

Von der Gemeinde Schiltach-Lehengericht wurde im Jahre 1815 für die
Ablösung der Drittel- und Fallgebühren die Summe von 12 723 Gulden
und 45 Kreuzer verlangt. Das war viel Geld in der damaligen Notzeit.
Dann wurden laut Gesetz vom Jahre 1820 die Bodenzinse abgelöst, wofür
Schiltach 532 Gulden 2 Kreuzer, Lehengericht 5108 Gulden 8 Kreuzer zu
zahlen hatten. Eine noch stärkere Belastung für die Bevölkerung brachte
im Jahre 1833 das Gesetz über die Ablösung der verschiedenen Zehntarten.
Als Grundlage für die Ablösungssumme wurde der zwanzigfache Betrag
der durchschnittlichen jährlichen Zehntabgabe berechnet. Das ergab als
Zehntablösungskapital in der Pfarrei Schiltach die Summe von 28 283
Gulden, wovon auf die Stadt Schiltach 8707 Gulden fielen, die nach Abzug
von 1/5 Staatszuschuß die Zehntablösungsschuld noch 6129 Gulden 42
Kreuzer zu bezahlen hatte. Das war für die durch den Neubau der Kirche
total verschuldete Stadt eine Summe, an der sie jahrelang abzahlte. Und
so wie hier in Schiltach war es landauf, landab. Er herrschte ein sozialer
Notstand, in dessen Hintergrund sich die Gedanken für eine gewaltsame
Änderung der Verhältnisse häuften.

Ein anderes Kapitel bildeten die schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse
im Lande, insbesondere in den abgelegenen Schwarzwaldtälern. Dazu kamen
Mißernten in den zwanziger und vierziger Jahren, die eine Steigerung
der Lebenshaltungskosten im Gefolge hatten, während die Löhne
eher fielen als stiegen. Überall fehlte es an gutbezahlten Arbeitsplätzen.

Als die Stadt Schiltach in den Jahren 1784—1786 die Straßen der Stadt
pflastern ließ, berechnete der Pflästerermeister Schrenk für sich als Taglohn
bei zehnstündiger Arbeitszeit 24 Kreuzer, für seinen Handlanger
20 Kreuzer. Beim Kirchenneubau im Jahre 1839 stellte sich ein Maurer
lohnmäßig nicht besser. Damals wurde in allen Handwerkszweigen zu so

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