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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
54. Jahresband.1974
Seite: 221
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niederen Löhnen gearbeitet. Von dem später so gepriesenen „Goldenen
Boden des Handwerks" war damals nichts zu verspüren. Dieser soziale
Notstand war die Ursache, daß so viele Junghandwerker rebellisch wurden
und sich zu den Freischaren meldeten.

Im Bergbau, der im oberen Kinzigtal im 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts
noch von wirtschaftlicher Bedeutung war, hatte im Jahre 1830
ein Steiger einen Taglohn von 27 Kreuzer, ein Förderknecht verdiente pro
Tag 18 Kreuzer, ein Hauer 20 bis 24 Kreuzer bei zehn- bis zwölfstündiger
Schicht.

Das Hauptgewerbe, die Flößerei, zahlte kaum bessere Löhne. Im Jahre
1832 verdiente ein Floßknecht im Tage 24 Kreuzer, ein Waldarbeiter 18
Kreuzer. Im Jahre 1853, also nach der Revolution, erhielt ein Flößer, je
nach seiner Tätigkeit auf dem Floß (Fahrer, Sperrer, Floßknecht) 48 bis
30 Kreuzer Taglohn. Dazu kam noch ein Akkordlohn für die Führung
eines Floßes, etwa von Schapbach nach Willstätt, ohne Rücksicht auf die
dazu benötigte Zeit, von 4 Gulden pro Mann. Das waren damals Höchstlöhne
.

Was konnte man sich dafür leisten? In den Mißernte]ahren 1847 und 1848
kostete ein Laib Brot 20 Kreuzer, also rund einen Taglohn. Für die Flößer
wurden auf ihren Fahrten im Jahre 1853 berechnet: Für ein Morgenessen
15 Kreuzer, ein Mittagessen 24 Kreuzer, ein Nachtessen, Übernachten und
Frühstück 47 Kreuzer, ein Schoppen Wein 6 Kreuzer, gleichviel, ob dies
beim Adlerwirt König in Willstätt, beim Blumenwirt Stigler in Gengenbach
oder beim Sonnenwirt Fautz in Haslach verzehrt wurde.

Dieser kurze Bericht zeigt, daß von den damals so niederen Löhnen eine
Familie kaum leben konnte. Vielenorts war es Brauch geworden, daß die
den Kinderschuhen entwachsenen Knaben und Mädchen als billige Arbeitskräfte
fast um „Gotteslohn" auf Bauernhöfen „verdingt, verstellt"
wurden, nur um einen Esser weniger am Tische zu haben, auf dem zumeist
„Schmalhans Küchenmeister" war. War diese Jugend dann erwachsen
, so führte ihr Weg, wie der der nachgeborenen Bauernsöhne und
Bauerntöchter, die nicht irgendwo einheiraten konnten, in irgendein
schlecht bezahltes Arbeitsverhältnis. Sie bildeten dann die Masse der Benachteiligten
und Unzufriedenen im Lande, die durch eine Revolution
nichts zu verlieren hatten, von ihr aber eine Besserung der Lebensverhältnisse
erwarteten.

Die Gründung und die Ernährung einer Familie in den Kleinstädten, in
den Dörfern und auf dem Lande war nur möglich als „Ackerbürger". Während
der Mann seinem Beruf nachging, um etwas Bargeld zu verdienen,
rackerten sich die Frau und die Kinder in den Gärten und auf den Feldern
ab, um für sich und vorhandenes Nutzvieh Nahrung und Futter zu gewin-

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