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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
54. Jahresband.1974
Seite: 222
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nen. Aus diesem notvollen Lebenskreis konnte kaum einer entrinnen, wenn
er in ihn hineingeboren wurde. Vorstehendes ist keine Schwarzmalerei, die
Wirklichkeit war genau so.

Not lehrt nicht nur beten, sie schürt auch die Unzufriedenheit, reizt zum
Widerstand und gegebenenfalls zur Auflehnung, zur Rebellion. Sie bildete
den sozialen Hintergrund für die Revolution in den Jahren 1848 und 1849,
die im wahrsten Sinne Volksaufstände waren. Der angestaute Druck benötigte
nur noch den zündenden Funken, um zur Explosion zu kommen. Diesen
brachten idealgesinnte Männer, denen die Not des Volkes zu Herzen
ging, die auch nach höheren Idealen strebten, aber von einem gewaltsamen
Umsturz der Staatsform sich eine bessere Zukunft erhofften.

So fanden die Ausstrahlungen der Pariser Februarrevolution (1848) in
Baden einen günstig vorbereiteten Boden. Hier hatte am 12. September 1847
in Offenburg eine Volksversammlung stattgefunden. Hier zeigte sich, daß
unter den Liberalen zwei Strömungen vorhanden waren. Die eine war für
eine konstitutionelle Monarchie, die andere, deren Sprecher die Mannheimer
Rechtsanwälte Dr. Friedrich Hecker (1811—1881) und Gustav von
Struve (1805—1870) waren, verfolgten eine radikale Linie. In Offenburg,
das wegen seiner zentralen Lage auch weiterhin Ort für wichtige Versammlungen
blieb, wurde unter dem Einfluß Heckers die Pressefreiheit, die
Abschaffung aller Standesvorrechte, die Einführung von Schwurgerichten,
die Bewaffnung des Volkes in Bürgerwehren gefordert unter der Parole
„Freiheit, Bildung, Wohlstand". Hecker arbeitete auf einen gewaltsamen
Umsturz hin. Der junge Schiltacher Bürgermeister Isaak Trautwein, 1847
gewählt, war ein begeisterter Anhänger des Revolutionsgedankens und
Besucher der Offenburger Versammlungen.

Der Heckerputsch 1848

Das Jahr 1848 stand im Zeichen des Heckerputsches. Dieser ging vom
Bodensee und Oberrhein aus. Am 15. März 1848 rief in Offenburg der Ausschuß
für die Volksbewaffnung alle wehrfähigen Männer auf, sich zu bewaffnen
und für die Freiheit, für Ordnung und Brudersinn einzutreten.
Überall wurden Bürgerwehren gegründet, so auch in Schiltach und
Wolfach.

In Offenburg fand am 19. März 1848 eine denkwürdige Volksversammlung
statt, auf der die führenden Männer der Revolution viele Reden hielten.
Flugblätter wurden verteilt mit der Überschrift „34 Fürsten oder eine
Republik?", die mit der Forderung schlössen: „Fort mit den Fürsten und
ihrem Anhang; wir wollen uns selbst regieren, einig, frei und wohlfeil. Es
lebe die Republik!"

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