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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
54. Jahresband.1974
Seite: 240
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1974/0242
Und ihre Folgen

Mit der Niederwerfung des Aufstandes in den Jahren 1848 und 1849 durch
preußische, hessische und württembergische Truppen waren die freiheitlichen
Bestrebungen in Baden wohl zerschlagen, aber nicht völlig ausgetilgt
worden. Viele Flüchtlinge saßen in der Schweiz und im Elsaß. Sie
versuchten von dort aus die noch schwelende Glut weiterzuschüren. Am
16. Januar 1850 ließ Amtmann Lindemann auf höhere Anweisung sämtlichen
Bürgermeisterämtern in seinem Amtsbezirk verkünden: „Nach
erhaltener Nachricht wird dieser Tage von Flüchtlingen aus der Schweiz
ein Aufruf an die Wähler im Großherzogtum Baden erscheinen, weder zur
Wahl der Bad. Kammer noch zum Reichstage in Erfurt zu wählen ... Wo
solche Aufrufe sich vorfinden, sind sie einzuziehen, einzusenden, die Verbreiter
zu verhaften und anhero einzuliefern."

Noch schärfer war der Erlaß des Kriegsministers vom 21. Oktober 1851 an
sämtliche Ämter, den Ratschreiber Pfau in Schiltach öffentlich bekannt
machte. Es hieß: „daß in letzter Zeit durch Anhänger der Umsturzpartei
Soldaten, welche beurlaubt in ihre Heimat zurückkehrten zur Treulosigkeit
zu verleiten gesucht wurde." Wo solche Verbrechen vorkommen wird man
die Gemeinde mit einer Exekutionsmannschaft belegen, die Täter und
deren Gehilfen aber „in den Kassamatten festhalten lassen".

Manchem wurde der Boden in der Heimat jetzt zu heiß. Auch waren die
wirtschaftlichen Verhältnisse, besonders in den Schwarzwaldtälern, nicht
besser geworden. Niedrige Löhne, schlechte Arbeitsverhältnisse, politische
Verunsicherung bewogen manche, die Heimat zu verlassen. Von Seiten des
Staates wurde die Auswanderung unterstützt und organisiert. Man sah auf
manchem Amt den in der Revolutionszeit unliebsam gewordenen Bürger
lieber gehen als bleiben. Es kam zu Beginn der 50er Jahre zu Massenauswanderungen
. Der Kreis Wolfach stand dabei mit an der Spitze.

Von Schiltach wanderten im Jahre 1853 nach Nordamerika aus: Abraham
Aberle, Christian Aberle und seine Ehefrau Magdalena Wagner, Elisabeth
Arnold, Johann Georg Dieterle, Maria Anna Faißt, Katharina Hochmuth,
Abraham Kanz und seine Schwester Justine Kanz, Elisabeth Mast, Andreas
Rieger, Lukas Schillinger, Christian Schweicker mit Frau und drei Kindern,
Abraham Störzer, Christina Barbara Wößner.

Im folgenden Jahr 1854 gingen denselben Weg: Georg Arnold, Salomea
Bühler, Regina Hochmuth, Johann Friedrich Wolber. Nur langsam versiegte
in den ausgehenden 50er Jahren der Auswandererstrom. Die vorstehende
Aufzählung enthält nur die durch das Bezirksamt erfaßten Auswanderer.
Ihre wirkliche Zahl war höher, denn mancher „Freischärler" und „Revoluzzer
" war nach dem Zusammenbruch nicht mehr nach Hause zurückge-

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