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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
54. Jahresband.1974
Seite: 245
(PDF, 59 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1974/0247
„1. Wird erkannt, es habe diese Untersuchung wegen Mangels an Beweis
des Thatbestandes des Teilnehmers am Hochverrath auf sich zu beruhen.

2. Nachricht hiervon . . . zur Eröffnung an den Vater des Angeschuldigten.

3. Beschluß einstimmig, außer dem Referenten Assessor Bilharz."

Als Entscheidungsgründe werden angegeben: Hauptanschuldigungsgrund
nicht bewahrheitet, keine Beraubung und Beschädigung des Staufenberger
Schlosses, Angeschuldigter folgte bei seinen Diensthandlungen lediglich
allgemeinen Anordnungen und höheren Befehlen der damaligen Machthaber
, weder Leumund und früheres Betragen noch Benehmen zu Durbach
lassen mit Bestimmtheit ein selbständiges und freiwilliges Teilnehmen
an der Revolution erkennen.

So stehen wir nun vor der Frage: War Franz Joseph Schöttgen nur ein
„gezwungener Mitläufer" oder doch ein wirklicher „Mann der Freiheit"?
Ist der „Mitläufer" etwa vom Rechtsanwalt „gemacht" und vom Großherzoglichen
Hofgericht angenommen? Vielleicht kommen wir der Sache
etwas näher, wenn wir hören, wie Hansjakob den „Roten Hauptmann"
schildert. Wie schon erwähnt, kann man den Schriftsteller nicht ohne weiteres
als Geschichtsquelle verwenden; doch bei der Darstellung Schöttgens
brauchte Hansjakob als Zeitgenosse ja keine schriftlichen Unterlagen. Da
er etwa acht Jahre später in Zell — sogar am Biertisch — weilte, dürfen
wir annehmen, daß er von der gehörten Volksmeinung ausgeht, wenn er
schreibt:

„In Zell spielte damals nur einer eine hervorragende Rolle, und das war,
es ist bezeichnend, der Dichter des Magga-Lieds, des untern Färbers Roter,
Franz Joseph Schättgen. Die Dichter sind bekanntlich die allergrößten
Wolkensegler und springen mit beiden Füßen in die Arme der ,wütenden
Jungfrau', wie die Franzosen ihren revolutionären Freiheitsgeist nennen.
Ja, des untern Färbers Roter trug die Fahne der Revolution durch die
dunklen Gassen von Alt-Zell und hinauf ins Reichstal und hinüber in den
Entersbach."

Vielleicht kann auch die Auswanderung Schöttgens einen Hinweis darauf
geben, daß er wirklich von innen heraus „Revolutionär" war.

Über Art und Zeitpunkt von Schöttgens Auswanderung besteht zwar große
Unklarheit. Hansjakob schreibt darüber: „. . .Straßburg zu, war die Flucht
schon nicht mehr möglich. Der Rote mußte den Rhein weiter oben zu gewinnen
suchen. Er verließ nächtlicherweile die Vaterstadt, . . . erreichte
bei Ottenheim den Rhein und durchs Elsaß und das Welschland weiter das
große Wasser und Amerika. Unter dem Sternenbanner fand er die Freiheit
, die er in Baden vergeblich gesucht mit dem Schwert in der Hand, und
er lebte in den neunziger Jahren noch in San Franzisko."

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