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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
54. Jahresband.1974
Seite: 252
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1974/0254
Geliebte Eltern!

Camptonvill, d. 1. Juni 1856

Euren mir so werthen Brief v. 16. März erhielt ich dieser Tage, erbrach denselben
in größter Hast und ersah zu meiner größten Freude daraus, daß Ihr
Euch noch ziemlich wohl befindet, was meine Brüder anbelangt so that es mir
herzlich leid, daß sie einem so harten Schicksal unterlegen waren, hoffe jedoch,
da Ihr Euch jetzt alle wieder wohl befindet, daß es Gott gefallen möge, Euch mir
noch lange zu erhalten, da ich die Hoffnung hege meine Familie einstmals wieder
zu sehen und umarmen zu können. Wenn ich meine liebe Schwester in dem
letzten Brief vergessen habe zu grüßen, so geschah dieß in der Eile, weshalb ich
um Verzeihung bitte, und grüße Sie dieses mal herzlich und wünsche nur liebe
Eltern daß Sie ganz nach Eurem Wunsch aufwachsen und Euch in Euren alten
Tagen eine gute und getreue Stütze sein möge, wozu Ihr Gott Gesundheit und
Krafft schenken will.

Was das Aufsuchen von J. G. Vogel und unseren Freund G. Köbel anbetrifft so
werde ich mir alle Mühe geben dieselben ausfindig zumachen glaube jedoch
daß es schwer ist dieselben zu finden da Californien zu groß und verzweigt ist.
Ich für mein Theil hatte diesesmal hier auch einen ziemlich harten Winter da
ich eine Zeitlang unwohl war und die Arbeit aussetzen mußte. Weshalb ich auch
den Entschluß faßte diese harte Arbeit eine Zeit lang auf die Seite zu legen
und mich kürzlich mit einem jungen Mann, Gerber von Geschäft, in Kampton-
ville 20 Meilen von hier etablierte. Ich bin jetzt gerade daran ein Haus und
Werkstätte aufzurichten und gedenke in kurzer Zeit damit fertig zu werden.
Da die Häute und andere Stoffe für dieses Geschäft hier ziemlich billig sind und
das Leder für sich einen ziemlich guten Preis hat so gedenke ich etwas dabei
machen zu können.

Da Ihr die letzte Zeit eine ziemlich harte auszustehen hattet da alles so theuer
war so erlaube ich mir Euch ein wenig an die Hand zu gehen und überreiche
Euch einliegend 100 Dollar in einem Wechsel auf Frankfurt a. M. welche Ihr einziehen
wollt und Euch liebe Eltern das Leben so leicht als möglich damit machen
wollt in Euren alten Tagen. Meiner lieben Schwester erlaube ich ein wenig
davon in Anspruch zu nehmen und bitte Euch deshalb Ihr ein Geschenk für Ihr
Konfirmationsfest zu kaufen, da ich wünsche, daß sie mich in gutem Andenken
behalten soll.

Liebe Brüder!

Sollte einer von Euch Lust haben sein Glück in diesem Lande zu versuchen, so
bin ich gerne dazu erböthig und ersuche Euch mir es mit Eurem nächsten
Schreiben wissen zu lassen damit ich mich in meinen Geschäften danach richten
kann und so viel und gut helfen zu können, jedoch suche ich keinen von Euch
dazu zu zwingen und überlasse es Eurem freien Willen.

Meinen Lehrmeister, seine Mutter, Frau und sonstiger Familie bitte ich herzlich
zu grüßen und meinem Lehrmeister zu sagen daß sein Schreiben mich sehr
freute indem ich daraus ersah daß sich sein Geschäft ziemlich vergrößert hat
und es Ihm ziemlich wohl ergeht.

Meine liebe Schwester grüßt herzlich von mir und bittet Sie in meinem Namen
den Eltern so viel als möglich beizustehen um Ihnen das Leben in Ihren alten
Tagen so leicht und angenehm als möglich zu machen und verspreche Ihr dagegen
alles für sie zu thun was in meinen Kräften steht.

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