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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
54. Jahresband.1974
Seite: 254
(PDF, 59 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1974/0256
Camptonville, 8. Januar 1858

Geliebte Eltern!

Alle Eure Schreiben habe ich mit Vergnügen erhalten und zu meiner größten
Freude daraus ersehen daß Ihr Euch noch alle gesund und wohl befindet, auch
ich bin bis heute gesund und wohl, und mein neues Geschäft steht in ziemlicher
Blüthe, bis jetzt haben wir alles aufgestellt uns auf das Beste eingerichtet auch
ist unser Leder für die erste Probe auf das beste ausgefallen und können alles
zu einem guten Preis eben so schnell als wir es verfertigen können an den Mann
bringen, und es würde mich ungemein freuen wenn Ihr meine neue Heimath
welche unter schattigen Bäumen an einem kleinen Bach liegt einmal besuchen
könntet.

Allein da dieser Wunsch unmöglich ist, so habe ich mir vorgenommen in 1—2
Jahren Euch selbst einen Besuch abzustatten und bitte daher Gott daß Er sowohl
Euch als mich bis dahin gesund und wohl erhalten möge damit wir uns
eines glücklichen Wiedersehens erfreuen mögen. Aus Eurem letzten Schreiben
geliebte Eltern tünkt es mir als beschuldigt Ihr mich der Furcht je wieder
Deutschland zu besuchen, muß Euch jedoch in dieser Hinsicht sagen daß Ihr
sehr im Irrtum seit, denn besuche ich Deutschland so thue ich das als amerikanischer
Bürger und rechtschaffener Mann und als solcher kann ich die ganze
Welt ohne die geringsten Schwierigkeiten durchreisen, und Amerika weiß seine
Bürger zu schützen ohne die Gnade der deutschen Aristokraten abzuwarten.
In diesem Augenblick ist es mir unmöglich meinen Platz zu verlassen und
Deutschland einen Besuch zu machen, da ich mein ganzes Vermögen in mein
neues Geschäft angelegt habe was jetzt im guten Fortgang ist und uns über
fünftausend Thaler kostet, deshalb bin ich gebunden noch eine Zeit lang hier
zu bleiben und es mit aller Krafft zu betreiben ehe ich es verlassen kann und
Euch einen Besuch abzustatten, seit indessen unbesorgt und verlaßt Euch darauf
, daß ich Deutschland sobald es mir erlaubt ist, einen Besuch ohne Furcht
abstatten werde, denn wie Ihr wißt stehe ich bereits in meinem 30sten Jahre
und habe bis jetzt manchen Stürmen getrotzt und hoffe es auch noch in Zukunft
thun zu können.

Zu dem neuen Jahreswechsel wünsche ich Euch alles Glück und Wohlergehen
und ein langes Leben und sende Euch einliegend als ein kleines Neujahrsgeschenk
229.— Dollar, welche Ihr einziehen und nach Eurem Gutdünken verwenden
wollt, jedoch wünsche ich nicht daß Ihr dieselbe in liegenden Gütern wieder
verwenden sollt, sondern Euch Eure alten Tage damit erleichtern und nicht
mehr für mich arbeiten sollt.

Von meinem Freund Jakob Schadt habe ich bis heute noch keine Nachrichten
erhalten und weiß daher nicht wo er ist und wie es ihm geht. .. auch möchte ich
gerne wissen was aus Georg Reis geworden ist von welchem ich auch noch keine
Nachricht habe seitdem ich denselben verlassen habe.

Noch muß ich Euch zu wissen thun daß meine alte Heimatstadt Downieville
wo ich fünf Jahre verlebte am 1. Januar 1858 in Flammen aufging und in Zeit
von drei Stunden von der Stadt nur noch ein Kohlenhaufen zu sehen war, der
Verlust ist ziemlich groß, jedoch ist die Stadt selbst im Aufbau wieder begriffen.
Indem ich wünsche daß Euch diese Zeilen in der besten Gesundheit und Wohl-

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