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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
54. Jahresband.1974
Seite: 276
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buchhandlungen in Kehl und Durlach zieht er nach Ulm, und im Frühjahr
1798 vertritt er in Rastatt und Paris die Interessen der Ulmer bürgerschaftlichen
Opposition und setzt sich für die Bildung einer alemannischen
Republik ein.8

Schriftliche Zeugnisse, ob und wie sich diese beiden dynamischen Persönlichkeiten
nach Ausbruch der Französischen Revolution betätigt haben,
besitzen wir nicht. Von J. G. Müller wissen wir nur, daß er sich in jenen
Jahren nach außen loyal verhielt. Die spontanen Aktionen der Bauern
in der Ortenau und die Unruhen in anderen Gebieten nach den revolutionären
Ereignissen in Frankreich überraschten sicherlich auch List, der zu
jener Zeit in Basel die Handlung von Felix Battier Vater führte. Eine
Diskussion darüber, ob es sich um eine radikale Umsturzbewegung und
um eine grundsätzliche Gegnerschaft gegen die bestehende Staatsverfassung
handelte, erscheint angesichts des massiven Vorgehens der Bauern
gegen ihre vorgesetzte Obrigkeit müßig:9 Am 19. August 1789 verjagten
die Bauern des Neusatzer Tales ihren Schultheißen, der Amtmann von
Bühl flüchtete nach Rastatt; der Hörderhof bei Kehl wurde von den
Marlener und Goldscheuerer Bauern ausgeplündert, in Freistett wurden
Haus und Garten des Fiskals Jenser aus Bischofsheim verwüstet, in einigen
Orten des Stabes Rheinbischofsheim wurde das fürstliche Plakat
abgerissen, die Klöster Schuttern und Ettenheimmünster erbaten militärische
Hilfe, das Kloster Allerheiligen wurde von den aufrührerischen
Bauernhaufen belagert und Mitte September wurde das Oppenauer Rathaus
von 800 aufständischen Bauern besetzt, Einwohner von vier Dörfern
zogen vor die Acherner Vogtei, wo sie den verhaßten Vogt Faber mißhandelten
und mit sich schleppten, in Offenburg ergriff der Landvogt von
Axtern vor dem Anmarsch der Bauern die Flucht, und der Oberamtmann
von Bruder ging in Ettenheim soweit, daß er der Bürgerschaft versprach:
„Wollet Ihr, daß ich, der Oberamtsverweser, der Amtsschreiber und der
Pfarrer abgesetzt werden solle, sprecht nur, so wird es gleich geschehen
."10 In Kehl verstärkte man bereits am 6. August die Ende Juli dorthin
verlegten Truppen auf 250 Mann, beträchtliche Kontingente rückten in das

8 Erwin Dittler, Johann Gottlieb Müller (Bärstecher), Verlagsbuchhändler im Zeitalter der Aufklärung,
in: Die Ortenau 52 (1972), Offenburg, S. 188—253.

ders.: Johann Gottlieb Bärstecher alias Müller, Verleger und revolutionärer Demokrat im Zeitalter
der Französischen Revolution, in: Jahrbuch des Instituts für deutsche Geschichte, herausgegeben von
Walter Grab. Universität Tel-Aviv, 1. Band, 1972, Tel-Aviv, S. 77—100.

9 Wir folgen hier der zusammenfassenden Darstellung von Manfred Krebs, Politische und kirchliche
Geschichte der Ortenau, in: Die Ortenau 40 (1960), S. 227 ff. Dazu: Johannes Beinert, Geschichte des
badischen Hanauerlandes unter Berücksichtigung Kehls, Kehl 1909, 306 ff., K. Obser, Baden und die
revolutionäre Bewegung auf dem rechten Rheinufer im Jahre 1789, in: ZGO, NF. IV; Hermann Baier,
Die revolutionäre Bewegung in der Landvogtei Ortenau im Jahre 1789, in: ZGO, NF. Band XXIII,
Heidelberg 1908.

10 Politische Correspondenz Karl Friedrichs von Baden 1783—1806, Bd. VI, Heidelberg 1915, S. 115.

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