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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
54. Jahresband.1974
Seite: 279
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1974/0281
Bürgereid leisteten.19 Man findet es in Straßburg bemerkenswert, daß
sich unter ihnen sogar zwei flüchtige Benediktiner aus dem Gebiet von
Rohan befinden: Karl Fahrländer und Joseph Lehmann20, deren Ankunft
auf dem Boden der Freiheit die „Neuesten Religionsbegebenheiten"
(Straßburg) vom 30. Dezember 1791 meldeten. Fahrländer kam also bereits
Ende 1791 in das Elsaß und wurde dort zunächst Verwalter und
dann Pfarrer der Pfarrei in Matzenheim im Distrikt Benfeld.-1 Wie
Eulogius Schneider—, Friedrich Georg Pape23, Anstett und andere, gehört
er zu jenen konstitutionellen Priestern, die sich bald aktiv in das politische
Geschehen einschalten: am 12. Juli 1792 wird der Maire von Sand
aufgrund einer Anzeige des Administrators Fahrländer vor den Distrikt
von Benfeld geladen, weil er seine Mißachtung für den vom Staat bezahlten
Kult auf die Spitze getrieben und das Feuer des Fanatismus
geschürt habe24; er erhält dafür einen scharfen Verweis. Wenn Fahrländer
von Barth auf der Liste der 685 Männer der Revolution von 1793 aufgeführt
wird25, so bedeutet das bei ihm mehr als nur ein nominelles Bekenntnis
zum Jakobinertum: er ist auch bereit, die Revolution mit seinem
Leben zu verteidigen.

Freiwilliger im Bataillon de l'Union

Am 1. Februar 1793 erklärte der Konvent England und Holland den
Krieg, und am 24. Februar wird die Aushebung von 300 000 Mann zur
Auffüllung der Streitkräfte beschlossen. Diese Aushebung löste nach
vorangegangenen Unruhen am 10. März in der Vendee einen heftigen
gegenrevolutionären Aufstand der unzufriedenen Bauern aus, der mit
größter Erbitterung geführt und von den eidverweigernden Priestern
und den Adeligen unterstützt wird. Nach der Eroberung von Machecoul

19 Rodolphe Reuss, La Constitution Civile du clerge et la crise rcligieuse cn Alsace, Tome I (1970-1972),
1922, S. 342 f.

20 Ebenda, S. 349. Die Datierung bei Kürzel, a. a. O., S. 133, ist unzutreffend: „Am 15. Dezember 1792
entfloh P. Paul Lehmann als Pfarrer zu Münchweiler mit dem P. Augustin Fahrländer in der Dunkelheit
der Nacht nach Straßburg, nachdem sie vorher, ohne daß es jemand wußte, ihr Gepäck dahin
vorausgeschickt hatten. Sie erhielten von dem Bischof Brendel in dem Bistum Speyer gelegene
Pfarreien, Dann und Plobsheim, die aber von der Nationalversammlung eingezogen waren."

21 Reuss, II., S. 359.

22 Geb. 20.10.1756 zu Wipfeld, Franziskanerorden, 1786 Hofprediger des Herzogs von Württemberg, Prof.
der griech. Lit. in Bonn, 1791 Vikar des Bischofs von Straßburg, 1792 Maire von Hagenau, dann
Civilkommissär bei der frz. Armee und schließlich öffentlicher Ankläger bei dem Revolutionsgericht
im Elsaß. Schon von den Zeitgenossen als „cner der trefflichsten Köpfe" bezeichnet (Die neuesten
Religionsbegebenheiten mit unpartheyischen Anmerkungen für das Jahr 1791, 14.Jg., 9. Stück, S. 503,
Gießen). In Vorbereitung befindet sich eine politische Biographie von Prof. Dr. Walter Grab.

23 Friedrich Georg Pape, Kanonikus u. Prof. in Arnsberg, Prof. am theol. Seminar in Bonn, war 1791
gemeinsam mit Eulogius Sdineider ins Elsaß gegangen, wurde in Colmar Vikar des konst. Bischofs.
Nach der Einnahme von Mainz durch die Truppen Custines wurde Pape als Propagandist nach Mainz
geschickt (Walter Grab, Die Revolutionspropaganda der deutschen Jakobiner, Archiv für Sozialgeschichte
, Bd. IX, 1969, S. 132 f.).

24 Reuss II, S. 85.

25 Etienne Barth, Notes biographiques sur les hommes de la Revolution ä Strasbourg et les environs,
1877.

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