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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
54. Jahresband.1974
Seite: 289
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1974/0291
sehen lassen."61 Am Nachmittag des 1. Juli erhält er den Besuch des
Syndikus Litschgi aus Endingen, der seine Angehörigen sucht, um ihnen
für die weitere Flucht behilflich zu sein. „Er war ganz ertattert über die
Unruhe und den Tumult in Freiburg, wie alles floh und flüchtete. Das
halbe Land, sagte er, ziehe weg." Am Nachmittag des nächsten Tages ritt
der Abt nach St. Märgen. Der landständische Syndikus Baumann und der
Prälat von Tennenbach waren nach Geisingen abgereist, auch der Prälat
in St. Märgen war selbst entschlossen zu fliehen. „Die meisten Herren
wollten fliehen." Eine Nachricht, daß die Franzosen Zucht hielten und
niemanden mißhandelt, fand er bei seiner Rückkehr bestätigt. Da die
meisten Herrschaften geflohen waren, legen die Untertanen natürlich Wert
auf ein gutes Verhältnis zu den Franzosen: „Der Gärtner von Zähringen
erzählte, dasige Bürger hätten dieser Tage Gemeinde gehalten über die
Maßregeln, welche sie bei der Ankunft der Franzosen zu machen hätten.
Einige, namentlich der Knecht und der alte Vogt hätten geäußert: sie
hätten itzt doch keine Herrschaft mehr, ihre Herrschaft werde auch
davonlaufen wie die übrigen, sie müßten also nur den Franzosen entgegengehen
. Sie hätten sodann die Gundelfinger um Rat gefragt. Diese
hätten gesagt, sie haben itzt keine Herren als die Franzosen, und diesen
wollten sie sich unterwerfen und geben, was sie verlangten." Der Landsturm
— die freiwillige Landmiliz — wird aufgeboten, doch erst das
2. Aufgebot am 6. Juli hat Erfolg, zwar gehen die Freiburger „in großer
Zahl", doch weniger die Bauern. Als der Abt am 8. Juli von Freiburg
nach St. Peter zurückreist, ersucht ihn der Vogt in Eschbach, die versammelten
Leute zum Landsturm zu ermuntern. „Ich tats mit einigem,
aber nicht großem Erfolg. In St. Peter ebenso ... In die äußern Vogteie
Herr Amtsschreiber geschickt; allein hier war keine Bereitwilligkeit.
Er ward mit Schimpfworten überhäuft." Während die Gemeinden vom
Stufener Amt ausgerückt sein sollen, war zu St. Ulrich „ebensowenig
Bereitwilligkeit und viel Grobheit." Was unter Umständen lokal von
einer aufgewiegelten Landmiliz zu erwarten gewesen wäre, konnte der
Abt am 11. Juli nur als vermutlichen Vorgeschmack notieren: „Bei Versammlung
der Landmiliz betrugen sich einige Untertanen auf der Hinterstraß
namentlich der Kreutz Pauli, Johann Kreutz und Fehrenbach sehr
störrisch, schimpften über die Obrigkeit, Geistlichkeit, Präsidenten und
alles. Paul Kreutz rief anderen zu, im Namen Jesu und Mariä, schlaget zu,
schlaget Pfaffen und Obrigkeiten tot." Der Präsident war darüber zwar
aufgebracht, wollte sich aber weder zu einer militärischen Exekution
noch zu Stockschlägen verstehen.

Seine Notizen vom 15. Juli kennzeichnen erneut die Stimmung im Lande,
die eine günstige Ausgangsposition für die Revolutionäre schaffte: „Der

61 Spedde, a. a. O., S. 45.

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