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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
54. Jahresband.1974
Seite: 301
(PDF, 59 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1974/0303
Die Reihe der 14 verschiedene Themen behandelnden Forschungsarbeiten, eröffnet
Prof. Dr. Reinhard Rürup mit „Die Emanzipation der Juden in Baden",
einem Problemkomplex innerhalb liberaler Bewegungsvorgänge im noch jungen
Großherzogtum, der mit der Vorlage und der Verabschiedung des „Gesetzes
über die bürgerliche Gleichstellung der Israeliten" 1862 (vgl. hierzu die politischen
Rollen von Häusser, Stabel und Lamey), eine erste, umfassend positive
Lösung gefunden hatte. Auf Bezüge in die Ortenau weist des Autors Erwähnung
von Dr. Carl Zittel (1802 Schmieheim — 1871 Karlsruhe) hin, der evangelischer
Pfarrer, Mitglied der badischen Ständekammer war und sich als Führer
des kirchlichen Liberalismus vor allem durch die Motion auf Religionsfreiheit —
die Juden einschließend — 1845/46 einen Namen schuf und dem Umschwung
der Meinungen zum Emanzipationsbestreben jener Zeit und damit auch der sozialen
Integration der Juden in Baden zum Siege verhalf.

Für eine exemplarische Untersuchung dieses Problems ist das alte Land Baden
gut geeignet, weil die Gegensätze in der Diskussion um die Bürgerrechte der
Juden hier besonders stark ausgeprägt waren. Der Verfasser stellt eingehend
dar, wie sich die Entwicklung der Emanzipation politisch und verwaltungsmäßig
vollzog, jedoch unter Umgehung der Frage nach der inneren Auswirkung auf die
Juden selbst, die nach den Worten Martin Bubers zwar zu ,Triumphen des individuellen
Geistes', aber zu ,schweren typologischen Entartungen' führte. Die
eingehende Untersuchung dieses Phänomens sollte sich einmal ein Autor vornehmen
.

125 Jahre liegen zwischen dem Heute und jenen Ereignissen, die aktuell geworden
durch den Aufruf des Bundespräsidenten Heinemann, mit dem Thema
„Baden in der deutschen Revolution 1848/49", Gegenstand einer Abhandlung
durch Dr. Manfred Botzenhart bilden. Das Angebot an Quellenmaterial zur
gesamtdeutschen Situation der Revolutionsjahre ist nicht gering, jedoch mangelt
es an leicht zugänglichen, auf den neuesten Erkenntnisstand gebrachten
Schriften, die sich mit den Vorgängen im eigen geprägten Aktionsbereich Baden
befassen. Während Lehrer und Schüler bisher auf die knappen Darstellungen
von Franz Schnabel, Wilhelm Bios oder auf Einzelschilderungen und .Denkwürdigkeiten
' verschiedener Autoren, auch gegensätzlicher politischer Provenienz
angewiesen waren, bietet Dr. Botzenhart in dieser Publikation einen Gesamtüberblick
über die Ereignisse im großherzoglichen Baden der 1848/49er
Jahre, unter Nutzung aller verfügbarer Quellen. Zusammen mit den Nachweisen
des reichen Literatur- und Urkundenmaterials, wird dem interessierten
Leser, Anregung zu tiefer schürfenden Studien einzelner oder lokaler und regionaler
Fragen geboten.

Einen bemerkenswerten Beitrag zur Darstellung badischen Landesschicksals
neuerer Zeit, leistet Dr. Horst Rehberger mit der Studie „Die Gleichschaltung
des Landes Baden 1932/33". In hervorragend fundierter objektiver Diktion und
exakt chronologischer Phasenfolge, zeichnet der Autor den Ablauf des Gleichschaltungsprozesses
, welcher mit der von der Reichsregierung verfügten Einschränkung
der Länderhoheitsrechte im Juni 1932 begann und über verschiedene
Stationen, wie etwa die Einsetzung des Reichskommissars für Baden vom
8. März 1933, bis zum Erlaß der Reichsgleichschaltungsgesetze vom 30. März und
7. April 1933 und damit zum Ende der letzten Kämpfe um die Wahrung eines
freiheitlich-demokratischen Landes Baden führte. Anschaulich und klar ist die
Wiedergabe der politischen Situation Badens, hineingestellt in die größeren
Zusammenhänge der damaligen Reichspolitik, ohne sich in lokalen Detailschilderungen
zu verlieren. Dennoch bilden zahlreiche, regional-typische Inhalte

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