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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
54. Jahresband.1974
Seite: 302
(PDF, 59 MB)
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den Impuls zu lokalen Ergänzungsstudien, eine Aufforderung, die in manchen
Hinweisen zur Ortenau und deren Städten sichtbar wird. So der Offenburger
SPD-Parteitag am 27. November 1932 und dessen Votum gegen die badischen
Kirchen Verträge; die Flaggenaktionen der NSDAP in den badischen Städten
vom März 1933; zur Person und Rolle des Offenburgers Dr. Otto Wacker; u.a.
Sicherlich bieten zu diesen Themen die meist noch unerforschten Archive der
badischen Städte und Gemeinden viel urkundliches Material, das in den Rahmen
der vorliegenden grundlegenden Forschungsarbeit des Autors eingeordnet
werden kann.

Aspekte und Fragen zu „Baden im Kirchenkampf des Dritten Reiches", behandelt
von dem Tübinger Universitätsprofessor Dr. Klaus Scholder, verdienen
besondere Aufmerksamkeit, da sie auf dem neuesten Stand einschlägiger Forschung
basieren. Trotz der Schwierigkeiten, die mit der unbefriedigenden
Quellenlage verbunden sind, ist dieser Abschnitt badischer Kirchengeschichte
unter Einbeziehung der gesamtpolitischen Lage anschaulich dargestellt und dem
Verständnis nahe gebracht. Der Weg der katholischen Kirche wird ab März 1933
bestimmt mit der Ratifizierung des badischen Konkordates (am Tag der Absetzung
der alten Regierung), zuerst noch unangetastet geblieben von der NS-
Regierung. Dank des klugen Verhaltens Erzbischofs Gröber von Freiburg, der
versuchte, sich „mit einer gewissen Elastizität den neuen Verhältnissen anzupassen
" und dadurch einen „erträglichen modus vivendi" zu finden. Tatsächlich
nahmen Badens Kirchen durch Gröbers Kompromißbereitschaft eine Sonderstellung
von erheblicher Tragweite ein; sein Mitwirken ermöglichte auch den
baldigen Abschluß des Reichskonkordates mit dem Vatikan am 10. September
1933. Wenn auch unter anderen Voraussetzungen, ergab sich für die evangelische
Kirche Badens ebenfalls eine Ausnahmestellung gegenüber den anderen
Landeskirchen im Dritten Reich. Bewirkt durch des legal gewählten Landesbischofs
J. Kühlewein Erwägungen: „ . .. bis zur äußersten Grenze die Belange der
Kirche zurücktreten zu lassen ... um für Staat und Kirche peinliche Zusammenstöße
zu vermeiden." Allerdings führten die später einsetzenden Wirren des
evangelischen Kirchenstreites („Deutsche Christen, Gau Baden" contra „Bekennende
Kirche") zur radikalen Veränderung des kirchenpolitischen Klimas in
Baden ab 1937. Ausführlich wird das Wirken des Kultusministers Wacker deutlich
, der seine kirchenpolitische Konzeption: „ ... nicht nur weltanschauliche
Bekämpfung, sondern staatskirchenrechtliche Liquidation ..." anstrebte. Wak-
kers Tod 1940 ersparte den Kirchen Badens den Wandel zum exemplarischen
Gau radikaler Kirchenpolitik. Jeder der sich um die Fundierung der badischen
Kirchenverhältnisse bemüht, sollte die Erkenntnisse Scholders in seine Uber-
legungen einbeziehen.

Dr. Günther Haselier (jetzt Stuttgart) schrieb unter dem Titel „Die Bildung des
Landes Württemberg-Baden 1945/46" eine Forschungsarbeit, die vielfältig informiert
, Ursachen fixiert, Verflechtungen klärt und wesentliche Aufschlüsse
vermittelt. Die Entwicklung zum heutigen Bundesland wird in ihrer ersten
Phase nachgezeichnet ab den Märztagen 1945. Mit der Übernahme der vorhandenen
Verwaltungsorganisation durch die amerikanischen und französischen
Militärregierungen nach zwei Zonen, dem Neuaufbau deutscher Regionalbehörden
unter Einbeziehung deutscher Beauftragter, der Bildung von Landeskommissariaten
und der Landesbezirksverwaltungen, sowie Angaben zur Person
und den Männern der ersten Stunde, wie Dr. Heinrich Köhler in Baden und
Reinhold Maier in Stuttgart. Dr. Haselier zeigt auf, daß die Entstehung eines
Staates „aufregend interessant" sein kann, auch ohne daß dabei die rohe Gewalt
eine Rolle spielt! In der Dokumenten-Sammlung, als Anhang beigefügt,

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