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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
55. Jahresband.1975
Seite: 162
(PDF, 62 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1975/0168
Die ganze Pfarrei Haslach besteht demnach beiläufig aus 1900 Seelen und ist
wegen dem eigenen Gottesdienst in Hofstetten und den entlegenen Filialen
sehr mühsam zu pastorieren. H. Stadtpfarrer Karl Schuhmacher . .. und dem
60jährigen P. Guardian Marcellian67 liegt die ganze Pastoration ob. Letzterer
besorgt an Sonn- und Festtagen die Exkursion nach Hofstetten, ersterer hält
den Gottesdienst in der Pfarrkirche."

An anderer Stelle des Schreibens erfahren wir, daß P. Marcellian
„schwächlicher Gesundheit" ist. Er „weigert sich aber nicht, die ihm zugewiesene
Aushilfe in der Seelsorge zu leisten. Sein sittlicher Wandel war
stets ohne Klage."

„Der zweite Priester ist P. Leopold Marxner von Pfaffenhofen im Elsaß, geb.
30. Mai 1772 ... Er wurde in einer hitzigen Krankheit ganz gehörlos und ist
folglich zu allen geistlichen Verrichtungen, daß Meßelesen ausgenommen, untauglich
. Nebst dem ist er, wie alle Gehörlosen, mißtrauisch, zanksüchtig68,
zornmüthig, verstohlen und dückisch, folglich ganz unverträglich, und eben
darum, weil man ihn, da er gehörlos ist, weder ermahnen, noch belehren kann,
unverbesserlich."

Ein vernichtendes Urteil — aus amtlicher Sicht. Wir werden später noch
andere Aussagen hören, die in diese Richtung laufen. Die „Volksseele" —
bei Heinrich Hansjakob oft zitiert, denkt und urteilt anders. Sie erhebt
den tauben Kapuziner auf das Podest und nennt ihn „die beliebteste Persönlichkeit
des Städtchens, ein Mann, wie die Haslacher ihn brauchen
konnten".69

„Pater Leopold hält in der Pfarrkirche eine stille Frühmesse und leistet in
dieser Hinsicht noch einen wesentlichen Dienst."70

Dr. Burg kommt zu dem Schluß:

„Das Kapuziner-Konvent in Haslach kann seine Bestimmung, seelsorgliche Aushilfe
in der Pfarrei Haslach und in den Pfarreien der Fürstenbergischen Herrschaft
Haslach zu leisten, nicht mehr erreichen, es ist also nothwendig, daß auf
eine andere Weise für dies dringende Bedürfnis, und zwar auf eine sichere
Weise gesorgt werde ... Darum geht mein unterthänigster Antrag dahin, daß
man das Kapuziner Konvent zu Haslach eingehen lasse, und dafür die erforderlichen
Hilfspriesterstellen errichte und dotiere."

Dies war leichter gesagt als getan, denn Dr. Burg beachtete nicht, daß
zwei Kapuzinerpriester die Pfründe so gut wie gar nicht belasteten — sie
lebten hauptsächlich von Almosen — während sich für zwei Weltpriesterstellen
erst die Stifter finden lassen mußten. Seine Rechnung, das fürstliche
Haus in Donaueschingen habe die Vikarstellen zu dotieren, ging nicht
auf, wie wir sehen werden.

67 Pater Marcellian Link, geb. 30. 8. 1759 in Offenburg, gest. 14. 4. 1832 in Haslach.

68 Infolge der Kriegsunruhen brachen um 1806 im Kapuzinerkloster Haslach Streitereien aus. Pater Leopold
beantrage eine Untersuchung. Vielleicht wird ihm deshalb Zanksucht vorgeworfen (vgl. Kempf a. a. O.).

69 H. Hansjakob, Aus meiner Studienzeit, 10.(Neu-)Auflage 1966 S. 35 ff.

70 Vgl. Anm. 66.

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