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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
55. Jahresband.1975
Seite: 183
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1975/0189
Ohne Zweifel gibt der linke Teil eine Doppelturmfassade wieder, und
ohne sich in stilistischer Hinsicht festzulegen, darf man sie als Doppelturmfront
romanischen Typs bezeichnen. Der Langhausteil läßt sich als
ein einschiffiger Bau oder auch als ein Hallenbau spätmittelalterlichen
Typs, jeweils mit hohen, großen Fenstern, auffassen.

Die Bruchflächen und z. T. gekrümmten oder schrägen Abschlußkonturen
weisen darauf hin, daß das Stück Bestandteil eines größeren plastischen
Zusammenhanges war. Näher als die Vermutung, daß es etwa als Hauptmotiv
in einem heraldischen Zusammenhang (Wappenfeld) enthalten war,
liegt die Vermutung, daß es das Modell in der Hand einer Stiftergestalt
war, wobei offenbleibt, ob diese freiplastisch oder ebenfalls als Relief
bestand. Die Machart erscheint spätmittelalterlich, dürfte dem 14. oder
15. Jahrhundert zuzuordnen sein. Die Wiedergabe geht, wie mir scheint,
trotz offensichtlicher Vereinfachung etwas über das Allgemein-typische
hinaus: es ist nicht auszuschließen, daß die Darstellung eines konkreten
Vorbilds, und zwar nach Natur der Sache eines Baues von gewissem Rang
beabsichtigt war. Wäre dem so, dann überlieferte sie uns einen Bau mit
einer gut gegliederten Doppelturm-West-, vielleicht auch Ostfront, wie sie
beide zum Repertoire der hochmittelalterlichen Kirchenarchitektur Südwestdeutschlands
gehören, und eventuell einem nicht gegliederten, großen
Hallenlanghaus (vergleichbar z. B. dem zu Straßburg St. Thomas), zumindest
aber einem geräumigen einschiffigen Langhaus, wie es übrigens, auf
dem Grabungswege, für einige südwestdeutsche Klosterkirchen des Frühmittelalters
erschlossen ist. Das Wirtschaftsgebäude stammt etwa aus der
1. Hälfte des 19. Jahrhunderts, damit ergibt sich ein terminus post quem
für das Vorhandensein des Reliefs am Ort. Nach Angabe des Pfarrherrn
ist es vermutlich aus Ettenheim-Münster hergelangt; ich halte dies gut
für möglich. In jener Abtei kann sehr wohl ein spätmittelalterliches Stifterbildnis
— des Straßburger Gründerbischofs Etto? — gestanden haben,
welches nach der Säkularisation mit dem übrigen Bestand in Abgang geraten
wäre.2

Stellt das mutmaßliche Modell die verlorene mittelalterliche Abteikirche
dar? Die 1828 abgebrochene Kirche war ein großer, gewesteter Barockbau
mit Merkmalen der ,Vorarlberger Schule'.3 Ihre schräge Stellung im
Thumbschen Klosterkomplex läßt jedoch auf entscheidenden Anteil älterer

2 Vgl. die in Gallia Christiana V (1877), 865, wiedergegebenen Inschriften: „. . . antistes claustrum reno-
vando condidit Etho", und: „Heddo praesul Argentinensis ecclesiae ac renovator huius loci".

3 Grundriß: A. Hacker, Ettenheimmünster. Seine Baugeschichte. Darmst. Diss. (1938), Abb. 15—18.
Ansichten ebenda, Abb. 28, 29; M. Schefold, Alte Ansichten aus Baden, I (1971), Abb. 99.

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