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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0039
sonal- und Sachkenntnissen der Kommission, die sich seiner Meinung nach
weniger mit den Ursachen und Urhebern befaßte als mit Ermittlungen im
Interesse Bruders darüber, wer sich durch Schimpfreden oder Drohungen
gegen diesen hervorgetan hatte. Die Untersuchungskommission habe also wahrscheinlich
keine andere Wirkung, „als daß sie mit unerschwinglichen Kosten für
das Land den Landvogt Bruder, der nur auf Rache, nicht aber auf seine Pflichten
gegen den Fürsten und das Land denkt, auf Jahr und Tag schützt". 7 Und an
Kosten hatte das Gericht Renchen 17 000fl., das Gericht Oppenau 2000 fL und
die übrigen Gerichte je 4 000 fl. vorgeschossen; vom Kloster Ettenheimmünster
erhielt Bruder am 22. März glücklich ein Darlehen von 2 000 fl. Und mit dieser
Belastung trieb man die Untertanen in der Herrschaft Oberkirch in Verzweiflung
. Am 4. April unterrichtete die Landvogtei Ortenau die markgräfliche Nachbarschaft
von neuen Aufstandsgerüchten, die im OA Oberkirch umgingen. Mit
den Ortenauern wollte man die Soldaten vertreiben, da man die Lasten nicht
mehr aufzubringen vermochte. Die Lage wurde also wieder bedrohlich. Die von
Ronan bewirkte Reichsexekution konnte zu einer neuen Aufstandsbewegung
führen. Dieser Gedanke alarmierte den badischen Minister von Edelsheim und
bewog ihn zu einer indirekten Intervention beim Kurfürsten von Mainz, dessen
Kommissar ganz unter dem Einfluß des Landvogtes Bruder stand.

Edelsheim wendet sich an Staatsrat Johannes Müller

Zu diesem Zweck wandte er sich an den ihm befreundeten Johannes Müller,
Ratgeber der Kurfürsten in Mainz », denn das brutale Vorgehen Bruders verdarb
nicht nur sein politisches Konzept, einer Revolutionierung Deutschlands
durch Gerechtigkeit und Milde vorzubeugen », sondern widersprach auch seiner
humanen Gesinnung, die in einem Brief an Johannes Müller über die Lage
der Bauern zum Ausdruck kam: „Freilich habe er Grund zu manchen Beschwerden
; Militär, Jagd und Frohnden (corvees) lasten schwer auf ihm. Man
müsse da Abhilfe schaffen und strenge Gerechtigkeit üben." 10 Auch Blitters-
dorf war nicht weniger einsichtig. In seinem Bericht vom 30. August 1789 an
den Präsidenten von Gayling über den Aufstand der Bauern in der Ortenau
bemerkte er: „In vielen Sachen sollen sie nach dem Urteil von Sachkundigen
Recht haben; aber es so zu erzwingen, ist doch gegen alle Pflichten." 11 Edelsheim
hatte mit Müller vereinbart, ihm jedesmal zu schreiben, wenn er etwas
zu schreiben habe: „Jetzt bringt mich das arme Land Oberkirch und vor
allem das Tal Oppenau dazu, die die Bösartigkeit eines einzigen Menschen,
des Hr. Bruder, vollends ruiniert und die Einwohner der besagten unglücklichen
Gegend zum höchsten Grad der Verzweiflung treibt. Ich sehe nicht
nur mit Schrecken, daß menschliche Rechte mit Füßen getreten werden, sondern
ich kann nur mit Schaudern eine unausweichliche Revolte voraussehen,
die, wenn sie ausbricht, die ganze Umgebung in Feuer und Brand steckt. Man
hat bereits mehr als 100 000 Gulden aus einem kleinen Staat gezogen, in dem
man nicht einmal den 20. Teil des Geldes vermuten würde, und das nur,
um dieser üblen Kreatur des Kardinales Rohan Gelegenheit zu geben, ungefähr
den 10. Teil dieser Summe seinem Herrn abliefern zu können. Die Unkosten
der Kommission verschlangen den Rest. Und obwohl man überzeugt
ist, den Boden und die Zahlungsfähigkeit aller Einwohner ausgesogen zu haben,
legt man ihnen eine tägliche Abgabe von 500 fl. auf, ohne das Ziel der Kommission
erfüllt zu haben oder zu erfüllen. Man sperrt ein, man beginnt langsame
und lange Prozeduren, blättert sämtliche Formalien auf, man hört niemanden
an, sondern man verdirbt alles. Die Bürger behaupten, daß der pfäl-

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