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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0148
Ein deutsches Bildmosaik aus ottonischer Zeit
in der Alten Reichsabtei Schuttern

Von Karl List

Die frühesten Klöster in der Ortenau, am Oberrhein und am Bodensee sind
Gründungen aus der Zeit Pirmins, aus der ersten Hälfte des achten Jahrhunderts
. Der Überlieferung nach macht hiervon die ehemalige Reichsabtei Offo-
niscella (später Schuttern) eine Ausnahme; zu Beginn des siebten Jahrhunderts
(603) sei ihre Gründung erfolgt. 1 Im Jahre 817, im Dienstleistungsverzeichnis
der Reichsabteien Ludwig des Frommen 2 ist Offoniscella nach Lorsch als zweites
Reichskloster aufgeführt, dem mußte zu damaliger Zeit eine bedeutende
Stellung entsprechen. Eine archäologische Untersuchung in der heutigen Barockkirche
war unter gegebenen Voraussetzungen angebracht; auf die Anregung
des Unterzeichneten wurde im Jahre 1972 eine Sondierung vorgenommen
. 3

Im Interesse einer späteren umfassenden Grabung mußte die Sondierung so
angesetzt werden, daß die „heiligen Orte" der Vorgängerbauten möglichst angeschnitten
wurden. Das geschah auch — bei allem Irrtum über die Bedeutung
des Ortes — wie sich später herausstellte. 4 Unter dem Niveau der romanischen
Basilika, jedoch noch im Bereich der tieferliegenden Arbeitsböden zu diesem
romanischen Bau fanden sich Bruchstücke eines offenbar zerstörten Bodenmosaiks
. Daß es sich um ein Bodenmosaik handelte, ergab sich aus dem mit
Ziegelsplitt untermischten Mörtel-Unterbau. Diese Mosaikfragmente riefen
eine gewisse Alarmstimmung hervor; ein vorromanisches Stift- oder Bildmosaik
war zuvor auf deutschem Boden nicht gefunden worden, es sei denn,
es handele sich um römische Mosaiken. Nach Abtragung der roten Sandsteinsplittschicht
— verursacht durch die Arbeit der Steinmetze und Bildhauer
beim Bau der romanischen Basilika — mehrten sich die Bruchstück-Funde
unter einer in die Tiefe führenden Schuttschicht, die stark mit Kalk durchsetzt,
sich fast weiß von der dunklen Lettenfüllung darunter abhob. Zu dieser Zeit
hatten wir im Südschiff der Basilika bereits bei —230 den brandgeschädigten
Boden eines Vorgängerbaues freigelegt; es bestand die Aussicht, in gleicher
Tiefe das Niveau des Mosaikbodens im Mittelschiff anzutreffen. Doch erst bei
—245 fand sich das zerstörte Mosaik. Unter dem aufgeschütteten grüngelben
Letten trat es frisch wie am ersten Tag ans Licht — leider in seinen Hauptteilen
gewaltsam zerstört. Die Mitte des Mosaiks — ein Medaillon von 3,38 m
Durchmesser — war in großer Breite herausgebrochen, der Boden darunter tief
aufgewühlt.

Die erst nach längerer Zeit erfolgte vollständige Freilegung des Mosaiks und
die Entdeckung des ihm zeitlich vorausgehenden Reliquiengrabes auf gleicher
Achse (der karolingischen Kirche) boten die Möglichkeit der Deutung des wichtigen
Fundes. Die stratigrafische Untersuchung ergab nachstehenden Befund.
Über den Schutt des ausgebrochenen Fundaments vom Südannex des Baues III

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