Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0166
gen Namen wie „Stein" bleibt allerdings die Beweiskraft eines heutigen Flurnamens
gering. Die Grenze folgte jedenfalls im Bereich der Vorberge dem
„Königsweg" der Karte und seiner Fortsetzung, dem Höhenweg nördlich Brog-
gingen, der sicher ein alter Grenzweg ist, wie er ja noch heute mit der Kreisgrenze
zusammenfällt. Die Abbiegungen dieses Weges bis dorthin, wo er auf
die Straße Broggingen—Münchweier trifft, werden durch unsere Namen bezeichnet
worden sein. — Der Verlauf des alten Königswegs ist übrigens noch
streckenweise als aufgegebener, tief eingeschnittener und überwachsener Hohlweg
zu erkennen.

(6) Buruc, (7) Egilolfes. ad (8) fontem Buruchbaci

Wir haben inzwischen die alte Verbindungsstraße von Broggingen nach Münchweier
erreicht; vor uns liegt das nach der Kapelle so genannte Annahäuslebach-
tälchen. Dort sind die nächsten Namen zu suchen. Buruc (Burg) deutet auf eine
Befestigungsanlage hin, nach der auch der Bach, zu dessen Quelle es geht,
genannt war.15 Die nun verschwundene Siedlung in diesem Tal hieß im Mittelalter
Burbach, Burckbach, gehörte dem Kloster und ist öfters erwähnt (1226,
15. Jahrhundert; vgl. Rest 82 und Krieger 1, 343). Ochs nimmt 1, 373 einen
festen Hof an. Ein solcher könnte hier aus der fränkischen Zeit herrühren, und
es könnte ein Zusammenhang mit dem Komplex Gisenburg/Heidenkeller bestehen
, denn die Franken legten gern ihre öfters von Gräbern umgebenen
curtes-Höfe (und ihre Klöster) unterhalb der alten Volksburgen an (Rübel 24,
39, 74 f.).16 Rest berichtet, daß auf der Langmatte im Hinteren Ried die Spuren
dieses „Durenbacherhofs" „durch einen großen eingeplanten Acker" zu erkennen
seien, „auf dem man vor 30 Jahren noch viele gut bearbeitete runde Steine
ausgegraben hat".

Wir glauben nicht, daß sich Egilolfes auf Buruc bezieht; die Grenzbeschreibung
würde dann wohl den Eigennamen voranstellen, wie sie es bei Hademares
chneu und Wolemuotishus tut. Rest nimmt an, daß hier „der Besitzer eines
in der Nähe der Quelle des Burckbachs liegenden Hofes" genannt ist. Es handelt
sich um einen alleinstehenden Namensgenitiv;17 alleinstehend oder in der
Verbindung mit hus bezeichnen diese Genitive eine Wohnstätte in Rodungsgebieten
.

Inde ad (9) viam Sneite

Die via Sneite ist der Höhenweg auf der Wasserscheide zwischen Unditz- und
Bleichtal, der „über Dreispitz, Gisenhof, Herbolzheimer Höfle, Geigerhöfle
nach dem Streitberg zieht" (Rest 82). Diesen Weg nimmt im 14. Jahrhundert der
Abt von Ettenheimmünster, wenn er sich zum Gerichtstag nach Schweighausen
und Dörlinbach begibt, „zuo Gysenburg uf und die snete ab uncz Schweichu-
sen" (ZGO 30, 1878, S. 478). Die ahd. sneita ist eine „Schneise", ein durch den
Wald gehauener Weg, ein Grenzweg, „zumal einem Berggrat entlang" (Buck,
Oberdt. Flurnamenbuch. 19312, S. 246). Später hat das Wort die Formen mhd.
schneit(e), niederdt. Schnat(te), hess. Schnede; es erscheint schon im Edictus
Rothari, dem Gesetzbuch des langobardischen Königs Hrothari von 643:
„ticlatura aut snaida": „in einen Baum geritztes Besitzzeichen". Das ist wohl
die ursprüngliche Bedeutung: Grenzzeichen an den Lachbäumen und dann an
ihnen entlang ein freigeschlagener Streifen, der ein Weg wurde, „in der alten
Breite von etwa 2 Meter" (Rübel 276). Auf solchen überall bezeugten, die Wildnis
erschließenden geraden Grenzwegen verlief der bekräftigende Markenumgang
und der Verkehr überhaupt.

164


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0166