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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0237
über die Rheinbrücke nach Straßburg zu marschieren. Die bewaffneten Bauern
kamen am Sammelort an, fanden keine helfenden Franzosen und, nachdem sie
die gehabte Absicht zu erkennen gegeben und Unordnungen begangen hatten,
liefen sie wieder in ihre Heimat. List, der sich bis in die Nähe von Rastatt gewagt
hatte, entging mit Mut dem ihm nachsetzenden badischen Militär." 164

Das Ganze war bei der schnellen Entfernung des General Augereau ins Stocken
geraten, wie die württembergische Untersuchungskommission in ihrem Bericht
vom 5. Mai 1800 konstatierte, denn das Direktorium hatte ihm am 29. Januar
das Kommando über die 10. Militärdivision in Perpignan übertragen.165 Augereau
war dem Befehl ohne Widerspruch und Zögern gefolgt.

Die Kaltstellung Augereaus durch seine Gegner Reubell und Bonaparte bedeutete
nicht nur für die badischen Revolutionäre einen harten Schlag; ein Gelingen
des Aufstandsplanes hätte nach der Revolutionierung des Kantons Basel
und anderer Kantone eine Kettenreaktion auslösen können, die sich über ganz
Schwaben erstreckte und vor allem die unruhigen Reichsstädte erfaßte. „Von
vielen reichsstädtischen Sachwaltern wird dahin gearbeitet, die Verfassung derselben
ganz umzuformen und sie demokratisch zu machen", schrieb Reichsgene-
ralfeldmarschall Staader am 17. September 1798 an den Reichshofvizekanzler
Fürst Colloredo.166 In der Reichsstadt Ulm hatte man schon im September 1796
versucht, den Magistrat zur Annahme einer demokratischen Regierungsverfassung
zu zwingen. Dabei handelte es sich keineswegs nur um lokale Beschwerden
und Demonstrationen, die beispielsweise in Ulm wahrhaften revolutionären
Charakter trugen; die Bürgeropposition verschiedener Reichsstädte stand nicht
nur untereinander in enger Verbindung, sondern auch mit den revolutionären
Bewegungen in anderen Gebieten. Die Ziele waren weit gespannt: „Seit 1796
waren die Führer der mißvergnügten Esslinger Kreise Revolutionäre größeren
Stils. Galt es doch nicht mehr oder weniger, als die größten Umänderungen in
Deutschland durchzuführen. Man wünschte seitens der Verschwörer, ,daß nicht
nur Schwaben, sondern auch das übrige westliche Deutschland revolutioniert
und in eine Republik verwandelt werden sollten'."167 Wie es mit Schwaben
stand, faßte Staader in seinem Bericht zusammen: „Die vielen und mannigfaltigen
Nachforschungen haben nur zu sehr die traurige Gewißheit gezeigt, daß
in Schwaben durchgängig schon so viel Revolutionsstoff und brennbare Materie
vorhanden ist, daß es nicht vieler Bearbeitung von außen bedarf, um solche in
helle Flammen zu setzen."

Klubs in Haltingen und im Hornwirtshaus

Die Nachrichten, die Staader über die Verhältnisse im badischen Oberland erhielt
, waren durchaus geeignet, seine Besorgnisse zu nähren, und sie nahmen
deshalb auch ihren Weg zu Colloredo in Wien. Er teilte ihm am 25. April mit,
„daß die neuesten Berichte aus Basel die üble Nachricht enthielten, daß dort
Untertanen aus der oberen Markgrafschaft Baden genau den Gang der neuen
Staatsverfassung beobachten und über alle Neuerungen Erkundigungen einzogen
. Einige hätten sich sogar verlauten lassen, daß nach vollbrachter Organisation
der Schweiz die Reihe an der Markgrafschaft sei, welchem Zeitpunkt sie
mit Verlangen entgegensehen".168 Generalmajor Freiherr v. Kempf hatte ihm
berichtet, daß nach Auszügen aus dem Lörracher Protokoll des Kammerkonsulenten
Roth und nach Meldungen vom Oberamt Rheinfelden in der oberen
Rheingegend heimliche Zusammenkünfte stattfinden, die Übelgesinnten beträchtlichen
Anhang haben, und ein Ausbruch mehr als je zu fürchten sei. Die

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