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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
57. Jahresband.1977
Seite: 338
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dies, da die Georg-Elisabethenstiftung das erste Anrecht besitze. Die Angelegenheit
zog sich weiter hin, Seybold wurden Fristen und Nachfristen gesetzt,
und schließlich erklärte er sich am 9. Sept. 1803 zur Durchführung der Bestandsaufnahme
bereit, falls es seine Gesundheit und die übrigen Umstände erlaubten
. Sie erlaubten es nicht, und Seybold ersuchte um eine amtliche Erledigung.
Die Bücher wurden in größter Unordnung und in denkbar schlechter Verfassung
angetroffen, worüber der Senat, über den der Schriftwechsel jeweils lief,
am 17.12.1803 dem Hofgericht berichtete. Von besonderem Interesse ist eine
Aufstellung Seybolds über seine Auslagen. Aus ihr geht hervor, daß ein Teil
der Bestände von Müller nach Rastatt ausgelagert worden war, ein anderer Teil
nach Neuenbürg. Für beide Lager mußte natürlich Miete bezahlt werden. In
Rastatt müssen die Bücher jahrelang gelegen haben, denn der Hofbuchdrucker
Sprinzing, Nachfolger des Hofbuchdruckers Dorner,5 mit dem Müller in Geschäftsverbindung
gestanden hatte, bestätigte Seybold am 4. Juni 1796, daß die
Bücher größtenteils defekt, auf dem Speicher zerstreut, von Katzen und Mäusen
zerfressen, verdorben und als Makulatur zu betrachten seien. Immerhin bezog
Kammerrat Jägerschmid noch Bücher aus Rastatt, wenn auch die Transportkosten
höher als der Erlös waren. Merkwürdig bleibt zunächst die Angabe vom
Verkauf eines Bücherballens mit Volkskalendern der Jahrgänge 1797—1799, da
Müller 1797 schon in Ulm wohnte und von dort im Frühjahr 1798 zum Rastatter
Kongreß und dann nach Paris reiste. Nach dem Tode Seybolds im Februar 1804
konnten die Akten geschlossen werden. Im letzten Schreiben vom 13. 8. 1804
teilte das Hofgericht mit, daß die Kurfürstl. Bad. Katholische Kirchen Commis-
sion zu Bruchsal in bezug auf die Forderung der Georg-Elisabethen-Stiftung
darauf verzichte, diese gegen die Erben des verstorbenen Professors geltend zu
machen.

5 Zur Geschichte der Druckerei Dorner/Sprinzing: Engelbert Strobel, Aus der Geschichte der Hofbuchdruckerei
Rastatt 1717—1860. In: Landkreis Rastatt. Heimatbuch 4/77.

Besprechungen und Hinweise

Bühl/Baden. Katholische Pfarrkirche St. Peter und Paul 1877—1977,
Band 75 der Reihe „Große Kunstführer" im Verlag Schnell & Steiner,
München, Zürich, 48 Seiten, 27, teilweise farbige, Abbildungen.

Zum 100. Jahrestag der Weihe der neuen katholischen Pfarrkirche St. Peter und
Paul zu Bühl/Baden erscheint in der Reihe der „Großen Kunstführer" Heft
Nr. 75. Im ersten Beitrag gibt Karl Schleh eine kurzgefaßte, gut lesbare Übersicht
über die Geschichte der Pfarrei, die der Verfasser etwa im Jahre 1320 beginnen
läßt. Wir erfahren einiges über die zahlreichen Pfründen der Pfarrei
und begegnen wichtigen Quellen, so dem Buch der „Bruderschaft vom guten
Tod" von 1708 und dem „Seelbuch" des Kapitels Ottersweier von 1409, das als
Abschrift im Heimatmuseum Bühl liegt. Mit Recht wird die Zeit von 1522 bis
1634, in der die Bevölkerung sechsmal die Religion wechseln mußte, „ein trauriges
Kapitel" genannt. Die Liste der Pfarrer von Bühl und ein Verzeichnis
wichtigen Schrifttums — nachzutragen wäre noch die umfangreiche Arbeit von
Horst Bartmann über „Die Kirchenpolitik der Markgrafen von Baden-Baden
im Zeitalter der Glaubenskämpfe", FDA 1961 — schließen den Aufsatz ab.
Hermann Brommer berichtet über „Die ehemalige St. Peter- und Paulskirche
des Marktfleckens Bühl", die 1771—1775 von dem bedeutenden mittelbadischen
Barockbaumeister Franz Ignaz Krohmer erbaut wurde. Tagebuchartig verfolgen
wir die Baugeschichte einschließlich des Hin und Her um die Entwürfe
Berckmüllers und Krohmers, die den Aufsatz illustrieren. Breiten Raum nehmen
die Biographien der beteiligten Künstler ein: Krohmer, Berckmüller, Eig-
ler, Schaffroth, Stieffei und Winterhaider. Bedauerlich, daß Stieffels Orgel,
„die Werken der Straßburger Werkstatt Silbermann in keiner Weise nachstand
", 1894 verloren ging.

Pfarrer August Meier folgt bei der theologischen Deutung der neuen, „das
Bühler Münster" genannten Kirche der damaligen Festschrift zur Einweihung.

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